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Referat: Reich - Ranicki - Die Bedeutsamkeit der Redekunst: Kommentar zu einem Zeitungsartikel

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Die Bedeutsamkeit der Redekunst


Wie wichtig ist die Fähigkeit zur Rhetorik in unserer heutigen Gesellschaft? Beherrschen wir sie gut
genug? Marcel Reich-Ranicki stellt in einer Kritik, die sich mit der Rhetorik beschäftigt, in Form
des Zeitungsbeitrags "Gefürchtet, verachtet, gebraucht und geliebt" (2002) im Wesentlichen drei
Thesen auf: Er behauptet, es gäbe keine Demokratie ohne Beredsamkeit und stellt die Frage, ob die
Rhetorik nun die "Mutter" oder die "Hure" der Demokratie sei. Des Weiteren ist er der Meinung,
dass die Rhetorik Bestandteil der Erziehung sein müsse. Auf die letzte These möchte ich einmal
näher eingehen.
Wie sinnvoll ist es, die Kunst des Redens, des "Schwafelns", perfekt zu beherrschen, wenn sie doch
oftmals nur dazu dient, das eigene Unwissen zu verbergen? Uns Zuhörern geht es nicht um die
Quintessenz des Vorgetragenen oder dessen Wahrhaftigkeit. Uns interessiert die Ausstrahlung des
Redners, seine Wortspiele, seine Sprechweise, seine Stimme und sein Aussehen, kurz, seine
Fähigkeit, Menschen mitzureißen. Solange die Rede Unterhaltungswert hat, achtet das Publikum
weniger auf dessen Bedeutung. Reden haben oftmals eine verfälschende Wirkung.
Dadurch kann es leider selbst dem Ungebildeten gelingen, intelligent zu wirken, sobald er sich
artikulieren kann. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain sagte einmal: "Rhetorik ist deshalb
ein Problem, weil es schwierig ist, gleichzeitig zu reden und zu denken. Politiker entscheiden sich
meistens für eines von beiden."
Der Mensch ist leichtgläubig, beinahe leicht zu manipulieren. Er glaubt alles, solange die Lügen
überzeugend herübergebracht werden.
Jeder einzelne Diktator in der Geschichte der Menschheit war ein hervorragender Redner, der die
Massen für sich begeistern konnte und Lügen glaubhaft machte. Gaius Julius Caeser hielt schon
vor mehr als 2000 Jahren so überzeugende Reden mit Humor und Witz, dass er damit ganze Völker
für sich gewinnen konnte. Napoleon Bonaparte überzeugte durch seine Redegewandtheit und sein
Charisma beinahe das gesamte französische Volk von sich, weshalb er nicht nur an die Macht kam,
sondern auch viele Jahre lang der Herrscher blieb und mit zahlreichen Schlachten verbundene
Gebietserweiterungen Frankreichs erzielte. Natürlich muss auch Adolf Hitler erwähnt werden, der
ein Volk dazu gebracht hat, die grausamsten Taten zu vollstrecken, indem er es von deren
Notwendigkeit überzeugte.
Das wäre eigentlich schon Grund genug, die Rhetorik von den Menschen so fern wie möglich zu
halten.
Aber leider ist die Kunst des Redens nicht wegzudenken aus unserer Gesellschaft. Es beginnt schon
mit der Schulausbildung. Man muss sich gut ausdrücken können und in der Lage sein, vor Publikum zu reden, um erfolgreich zu sein: bei Vorträgen, der Mitarbeit, bis hin zur mündlichen Prüfung. Nach der Schule nimmt die Kunst des Redens einen immer größeren Stellenwert in unserem Leben ein. Bei jedem Bewerbungsgespräch zählt der erste Eindruck, geprägt von dem Gesagten, der Art und Weise, in der gesprochen wird. Man muss sich gut verkaufen: Klingt man sympathisch, schlau und selbstbewusst, stehen einem alle Türen offen. Ist dies nicht der Fall, beispielsweise aus Schüchternheit, so kann es passieren, dass man trotz bemerkenswerter Intelligenz als unwissend abgestempelt wird.
Auch nach der Einstellung sollte es einem erfolgreichen Arbeitnehmer nicht schwer fallen müssen,
Vorträge oder Ansprachen zu halten oder seine gewünschten Beförderungen ausreichend zu begründen. Gerade in der High Society und als Arbeitsgeber sind geschickt geführte Gespräche neben dem Geld das Wichtigste für einen guten Ruf und erfolgreiche Geschäfte.
Reich-Ranicki nennt noch weitere Beispiele für den Gebrauch von Rhetorik im Alltag. Er schreibt:
"Täglich werden Reden gehalten: im Bundestag, auf Parteiversammlungen und in den Stadtparlamenten, auf Beerdigungen und in Gerichtsverhandlungen." Reden dienen also als Hauptkommunikationsmittel der Politiker untereinander und mit der Bevölkerung, dient aber auch als Ausdruck von Gefühlen, Empfindungen oder Beileid, wie zum Beispiel auf Beerdigungen.
Und seien wir einmal ehrlich: Die Leute hören wohlklingende Reden so gerne wie wohltuende
Musik.
Zusammenfassend kann ich also sagen, wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft, wo nichts
so wichtig ist, wie sich selbst präsentieren zu können, denn es geht nur um Erfolg und Profit. Es ist
also trotz der absichtlichen Verfälschungen von Wahrheiten, die meistens mit Reden einhergehen,
absolut notwendig für jeden nach Erfolg strebenden Bürger, sich in der Rhetorik auszukennen, sie
anzuwenden zu wissen und sie zu verstehen.
Daher muss die Rhetorik definitiv Teil der Erziehung werden und in Schulen als Pflicht unterrichtet
werden, denn schon der berühmteste Redner Roms, Marcus Tullius Cicero, wusste: "Reden lernt
man nur durch reden."
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Kommentar zu Reich-Ranicki. Problemfrage: Sollte die Rhetorik Teil unserer Erziehung sein? (754 Wörter)
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