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Brief 20 an Calvisius

Alles zu Plinius - Epistulae

Plinius (der jüngere)


Buch 2 - Brief 20
lateinisch / deutsch

C. PLINIVS CALVISIO SVO S.
Assem para et accipe auream fabulam, fabulas immo; nam me priorum nova admonuit, nec refert, a qua potissimum incipiam. Verania Pisonis graviter iacebat, huius dico Pisonis, quern Galba adoptavit. ad hanc Regulus venit. primum impudentiam hominis, qui venerit ad aegram, cuius marito inimicissimus, ipsi invisissimus fuerat! esto, si venit tantum, at ille etiam proximus toro sedit, quo die, qua hora nata esset, interrogavit. ubi audiit, componit vultum, intendit oculos, movet labra, agitat digitos, computat; nihil. ut diu miseram exspectatione suspendit, "habes" inquit "climactericum tempus, sed evades. quod ut tibi magis liqueat, haruspicem consulam, quern sum frequenter expertus." nec mora, sacrificium facit, adfirmat exta cum siderum significatione congruere. illa, ut in periculo credula, poscit codicillos, legatum Regulo scribit. mox ingravescit, clamat motiens hominem nequam, perfidum ac plus etiam quam periurum, qui sibi per salutern filii peierasset. facit hoc Regulus non minus scelerate quam frequenter, quod iram deorum, quos ipse cottidie fallit, in caput infelicis pueri detestatur. Velleius Blaesus, ille locuples consularis, novissima valetudine conflictabatur, cupiebat mutare testamentum. Regulus, qui speraret aliquid ex novis tabulis, quia nuper captare eurn coeperat, medicos hortari, rogare, quoquo modo spiritum homini prorogarent. postquam signatuin est testamentum, mutat personam, vertit adlocutionem isdemque medicis: "quousque miserum cruciatis? quid invidetis bona morte, cui dare vitam non potestis?" moritur Blaesus et, tarnquam omnia audisset, Regulo ne tantulum quidem. Sufficiunt duae fabulae, an scholastica lege tertiam poscis? est, unde fiat. Aurelia, ornata fernina, signatura testamentum sumpserat pulcherrimas tunicas. Regulus, cum venisset ad signandum, "rogo" inquit "has mihi leges." Aurelia ludere hominem putabat, ille serio instabat; ii ne multa, coegit mulierem aperire tabulas ac sibi tunicas, quas erat induta, legare, observavit scribentern, inspexit, an scripsisset. et Aurelia quidem vivit, ille tarnen istud tamquam morituram coegit. et hic hereditates, hic legata, quasi mereatur, accipit. xxx in ea civitate, in qua iam pridem non minora praernia, immo maiora, nequitia et improbitas quam pudor et virtus habent? adspice Regulum, qui ex paupere et tenui ad tantas opes per flagitia processit, ut ipse mihi dixerit, cum consuleret, quam cito sestertium sescentiens impleturus esset, invenisse se exta duplicia, quibus portendi miliens et ducentiens habiturum. et habebit, si modo, ut c0ePit, aliena testamenta, quod est improbissimum genus falsi, ipsis, quorum sunt illa, dictaverit. Vale.
C. Plinius grüßt seinen Calvisius
Halt ein Trinkgeld bereit und vernimm eine goldige Geschichte, nein, mehr als eine, denn die neueste hat mich wieder an frühere erinnert, und es ist einerlei, mit welcher ich am besten beginne. Verania, Pisos Witwe - ich meine jenen Piso, den Galba adoptiert hat -, lag schwerkrank danieder. Regulus machte ihr einen Besuch. Zunächst einmal eine Unverschämtheit von dem Kerl, eine Kranke zu besuchen, deren Gatten er spinnefeind gewesen war, und die ihn selbst nicht ausstehen konnte. Sei's drurn, wenn es bei dem Besuch geblieben wäre' Aber der Mensch setzte sich ganz dicht an ihr Lager und fragte sie nach Tag und Stunde ihrer Geburt. Kaum hat er's vernommen, da legt er sein Gesicht in Falten, blickt stier vor sich hin, bewegt die Lippen, rührt die Finger, rechnet hin und her. Nichts! Als er die Ärmste lange genug auf die Folter gespannt hat, sagt er: "Du stehst in einem Stufenjahr, aber du wirst davonkommen. Damit du dessen völlig sicher bist, will ich noch einen Haruspex befragen, mit dem ich schon häufig zu tun gehabt habe." Unverzüglich veranstaltet er ein Opfer und versichert, die Eingeweide stimmten mit der Weissagurig der Sterne überein. Sie, leichtgläubig, wie Kranke sind, verlangt nach ihrem Testament und setzt Regulus ein Legat aus, Doch bald verschlimmert sich ihr Zustand, und sterbend ruft sie aus: "Dieser Lump, dieser Betrüger, dieser mehr als eidbrüchige Kerl, der mir beim Leben seines Sohnes einen Meineid geschworen hat!" Das ist bei Regulus an der Tagesordnung, so ruchlos es ist, daß er den Zorn der Götter, die er selbst täglich betrügt, auf das Haupt des unseligen Knaben herabschwött. Velleius Blaesus, der wohlhabende Konsulat, lag in den letzten Zügen und wünschte sein Testament zu ändern. Regulus erhoffte sich etwas von der neuen Fassung, weil er kürzlich begonnen hatte, ihm um den Bart zu gehen, und so mahnte und bat er denn die Ärzte, dem Manne auf jede mögliche Weise das Leben zu verlängern. Kaum ist das Testament unterzeichnet, tauscht er die Rolle und spricht in ganz anderm Ton mit den Ärzten: "Wie lange wollt ihr den Ärmsten noch qualen? Warum mißgönnt ihr ihm die Wohl tat des Todes, dein ihr das Leben nicht retten könnt?" Blaesus stirbt, und als hätte er alles gehört - kein roter Heller für Regulus. Genügen Dir diese beiden Geschichten, oder verlangst Du nach der Schulregel noch eine dritte? Ich bin nicht verlegen druin! Aurelia, eine Dame der Gesellschaft, wollte ihr Testament versiegeln und hatte dazu ihre schönsten Kleider angezogen. Regulus erschien als Testamentszeuge und sagte zu ihr: "Vermache mir doch bitte diese Kleider!" Autelia glaubte, der Mann mache sich einen Scherz, aber er bestand ganz ernsthaft darauf. Kurz und gut, er brachte die Frau dazu, die Urkunde noch einmal aufzurollen und ihm die Kleider, die sie anhatte, zu vermachen; er sah ihr beim Schreiben auf die Finger und überzeugte sich, ob sie es wirklich geschrieben habe. Aurelia lebt heute noch, er aber nötigte sie zu dieser Prozedur, als läge sie im Sterben. Und so kommt dieser Kerl zu Erbschaften, zu Legaten, als ob er sie verdiente! Aber warum ereifere ' ich mich in einem Staate, in dem schon längst Nichtsnutz und Unredlichkeit nicht etwa weniger, nein, mehr einbringt als Ehrbarkeit und Tugend! Sieh Dir nur diesen Regulus an, der sich aus Armut und dürftigen Verhältnissen durch seine Schutkereien zu solchem Reichtum aufgeschwungen hat! Er selbst hat mir erzählt, er habe einmal gefragt, wie schnell er 60 Mill. Sestertien beieinander haben werde, und dann doppelte Eingeweide vorgefunden; das bedeute, daß er 120 zusammenbringen werde. Und das wird ihm auch gelingen, wenn anders er wie bisher - die übelste Art der Betrügerei - fremden Leuten ihr eigenes Testament in die Feder diktiert. Leb' wohl!
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