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Brief 3 an Nepos

Alles zu Plinius - Epistulae

Plinius (der jüngere)


Buch 2 - Brief 3
lateinisch / deutsch

C. PLINIVS NEPOTI SVO S.
Magna Isacum fama praecesserat, maior inventus i est. summa est facultas, copia, ubertas; dicit semper ex tempore, sed tamquam diu scripserit. sermo Graecus, immo Atticus; praefationes tersae, graciles, dulces, graves interdum et erectae. poscit controversias 7 plures, electionem auditoribus permittit, saepe etiarn partis; surgit, amicitur, incipit: statim omnia ac paene pariter ad manum, sensus reconditi occursant, verba, sed qualia! quaesita et exculta. multa lectio in subitis, multa scriptio elucet. prohoemiatur apte, narrat aperte, 3 pugnat acriter, colligit fortiter, ornat excelse, postre mo docet, delectat, adficit, quid maxime, dubites; crebra xxx, crebri syllogismi, circumscripti et effecti, quod stilo quoque adsequi magnum est; incredibilis memoria; repetit altius, quae dixit ex tempore, ne verbo quidem labitur. ad tantam xxx studio et exercitatione pervenit; nam diebus et noctibus nihil aliud agit, nihil audit, nihil loquitur. Annum sexagensimum excessit et adhuc schOlasticus tantum est; quo genere hominum nihil aut sincerius aut simplicius aut melius. nos enim, qui in foro verisque litibus terimur, multurn malitiae, quamvis nolimus, addiscimus; schola et auditorium et ficta causa res inerrnis, innoxia est, nec minus felix, senibus praesertim; nam quid in senectute felicius, quam quod dulcissimum est in iuventa? quare ego Isaeum non disertissimum tantum, verum etiam beatissimurn i,idico; quem tu nisi cognoscere concupiscis, saxeus ferreusque es. Proinde, si non ob alia nosque ipsos, at certe ut hunc audias, veni! numquamne legisti Gaditanum quendam Titi Livi nomine gloriaque commotum ad visendum eum ab ultimo terrarum orbejenisse statimque, ut viderat, abisse? xxx inlitteratum, iners ac paene etiam turpe est non putare tanti cognitionem, qua nulla est iucundior, nulla pulchrior, nulla denique humanior. Dices: "habeo hic, quos legam, non minus disertos"; etiam, sed legendi semper occasio est, audiendi non semper; praeterea multo magis, ut volgo dicitur, viva vox adficit. narn, licet acriora sint, quae legas, altius tamen in animo sedent, quae pronuntiatio, voltus, habitus, gestus etiam dicentis adfigit; nisi vero io falsum putamus illud Aeschinis, qui, cum legisset Rhodiis orationern Demosthenis admirantibus cunctis, adiecisse fertur: xxx) xxx et erat Aeschines, si Demostheni credirnus, fatebatur tarnen Ion e melius eadem illa pronuntiasse ipsum, qui pepererat. Quae omnia huc tendunt, ut audias Isaeum, vel ideo i i tantum, ut audieris. Vale.
C. Plinius grüßt seinen Nepos
Ein bedeutender Ruf war dem Isaeus vorausgegangen, aber der Mann hat sich als noch bedeutender erwiesen Seine Redegabe, seine Wortfülle, sein Gedankenreichtum ist überwältigend; immer spricht er aus dem Stegreif, aber so, als ob er lange daran gearbeitet hätte. Gut griechische, Aein, attische Diktion; saubere, schlichte, anziehende, bisweilen auch wuchtige, erhabene Einführungen. Er läßt sich mehrere Streitfragen vorlegen, überläßt den Hörern die Wahl, oft auch den Gegenpart, erhebt sich, drapiert seine Kleidung, beginnt: sofort ist ihm alles und beinahe gleichzeitig zur Hand, erlesene Gedanken fliegen ihm zu, Worte, und was für Worte! Ausgesucht, gepflegt. Die Frucht ausgedehnter Lektüre und umfänglicher Ausarbeitungen wird bei diesen Improvisationen sichtbar. Die Einleitung ist sachgemäß, die Darlegung der Streitfrage klar, die Auseinandersetzung mit dem Gegner scharf, die Schlußfolgerungen kühn, der rednerische Schmuck unvergleichlich; kurzum, er belehrt, entzückt, tüttelt auf; was in erster Linie, ist schwer zu sagen. Zahlreiche Enthymeme und Syllogismen, bündig und schlüssig, eine bedeutende Leistung schon in schriftlicher Formulierung. Ein fabelhaftes Gedächtnis: was er aus dem Stegreif gesagt hat, führt er dann weiter aus, ohne sich dabei auch nur im Ausdruck zu vergreifen. Diese Fertigkeit hat er durch intensives Training gewonnen, denn Tag und Nacht tut und hört und spricht er nichts andres. Er ist über das 6o. Lebensjahr hinaus und immer noch nur ein einfacher Schulmeister, ein Menschenschlag, wie man sich ihn nicht aufrechter, schlichter, gütiger vorstellen kann. Denn wir, die wir uns auf dem Forum und in wirklichen Rechtsstreitigkeiten abrackern, lernen, wenn auch ungewollt, viel Niedertracht dazu; die Schule, das Auditorium und ein fingiertet Rechtsfall ist eine harmlose, unschuldige und nicht weniger beglückende Sache, zumal für alte Leute. Denn was könnte im Alter beglückender sein, als was in der Jugend anziehend ist? Darum halte ich Isaeus nicht nur für einen ausnehmend beredten Mann, sondern auch für ganz mit sich zufrieden, und wenn Du nicht das Verlangen spürst, ihn kennenzulernen, bist Du von Stein und Eisen. Darum komm, wenn nicht aus anderm Anlaß und um meinetwillen, dann jedenfalls, um ihn zu hören. Hast Du nie die Geschichte von dem Gaditaner gelesen, der sich, durch den glorreichen Namen des Titus Livius angezogen, vom Ende der Welt aufmachte, um ihn zu sehen, und dann gleich, als er ihn gesehen hatte, wieder davonging? Es ist doch ein Zeichen von Interesselosigkeit, Ungebildetheit, fast möchte ich sagen: Niedertracht, wenn man nicht so viel Wert legt auf eine überaus reizvolle, feinsinnige Bekanntschaft. Du wirst sagen: "Ich habe hier genug Autoren, die ich lesen kann, nicht weniger beredt!" Schön und gut! Aber zum Lesen hast Du stets Gelegenheit, zum Hören nicht immer; überdies packt, wie man gemeinhin sagt, das lebendige Wort viel mehr. Denn mag treffender sein, was man liest, tiefer in der Seele haftet doch, was Vortrag, Mienenspiel, Haltung und Gebärde des Redenden in sie senkt; oder wollen wir das bekarmte Wort des Aeschines für unecht hatten, der nach Verlesung einer Rede des Dernosthenes vor den Rhodiern, die allgemeine Bewunderung erregte, gesagt haben soll: "Wie nun erst, wenn ihr das Biest selbst gehört hättet!" Und Aeschines selbst hatte doch, wenn wir Demosthenes glauben dürfen, eine volltönende Stimme. Trotzdem gab er zu, daß die Rede weit besser von ihrem Schöpfer vorgetragen worden sei. Dies alles bezweckt nur eins: daß Du Isaeus hören mußt, und sei's nur, damit Du ihn gehört hast! Leb' wohl!
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Brief 3 an Nepos - Lateinischer Orginaltext und Deutsche Übersetzung (921 Wörter)
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