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Brief 10 an Clemens

Alles zu Plinius - Epistulae

Plinius (der jüngere)


Buch 1 - Brief 10
lateinisch / deutsch

C. PLINIVS CLEMENTI SVO S.
Siquando urbs nostra liberalibus studiis floruit, i nunc maxime floret. multa claraque exempla sunt, sufficeret unum, Euphrates philosophus. Hunc ego, in Syria cum adulescentulus militarem, penitus et dorni inspexi arnarique ab eo laboravi, etsi non erat laborandum. est enim obvius er expositus plenusque humanitate, quam praecipit. atque utinam sic ipse, quam spem tunc er de me concepit, impleverim, ut ille multum virtutibus suis addidit! aut ego nunc illas magis miror, quia magis intellego. quam- quam ne nunc quidem satis intellego; ut enim de pictote, scalptore, fictore nisi artifex iudicare, ita nisi sapiens non potest perspicere sapientem. Quantum tamen mihi cernere datur, multa in Eti- phrate sie eminent et elucent, ut mediocriter quoque doctos advertant et adficiant. disputat subtiliter, graviter, ornate, frequenter etiam Platonicam illam sublimitatem er latitudinem effingit. sermo est copiosus et varius, dulcis in prirnis, et qui repugnantis quoque ducat, impellat. ad hoc proceritas corporis, decora facies, demissus capillus, ingens et cana barba, quad licet fortuita et inania putentur, illi tamen plurimum venerationis.adquirunt. nullus horror in cultu, nulla tristitia, multum severitatis; reverearis occursum, non reformides. vitae sanctitas summa, comitas par; insectatur vitia, non homines, nec castigat errantes, sed emendat. sequaris monentem attentus et pendens et persuaderi tibi, etiam cum persuaserit, cupias. lam vero liberi tres, duo mares, quos diligentissime instituit. socer Pompeius luliarius, cum cetera vita tum vel hoc uno magnus et clarus, quod ipse proviiiciae princeps inter altissimas condiciones generum non honoribus principem, sed sapientia elegit. Quamquarn quid ecro plura de viro, quo mihi frui ZD non licet? an ut magis angar, quod non licet? nam di- stringor officio ut maximo sie molestissimo -. sedeo pro tribunali, subnoto libellos, conficio tabulas, scribo plurimas sed inlitteratissimas litteras. soleo non num- io quam (nam id ipsum quando contingit!) de his occupationibus apud Euphraten queri. ille me consolatur, adfirmat etiam esse hanc philosophiae et quidem pulcherriniam partem, agere negotium publicum, cognoscere, iudicare, promere et cxercere iustitiam, quaeque ipsi doccant, in usu habere. mihi tamen hoc unum non persuadet, satius esse ista facere quam cum illo dies totos audiendo discendoque consumere. Quo magis te, cui vacat, hortor, cum in urbern pro- xime veneris (venias autem ob hoc maturius), illi te expoliendum limandumque permittas. neque enim ego ut multi invideo aliis bono, quo ipse careo, sed contra sensum quendam voluptatemque percipio, si ea, quae mihi dene ' gantur, amicis video superesse. Vale.
C. Plinius grüßt seinen Clemens
Wenn jemals Kunst und Wissenschaft in unsrer Stadt geblüht haben, dann blühen sie jetzt ganz besonders. Dafür gibt es viele glänzende Beispiele; eins würde genügen: der Philosoph Euphrates. Als ich in ganz jungen Jahren in Syrien Kriegsdienste tat, habe ich in seinem Hause verkehrt, ihn aus nächster Nähe kerinengelernt und um seine Liebe geworben, obwohl sich das eigentlich erübrigte. Denn er ist ein zugänglicher, aufgeschlossener Mann, erfüllt von der Menschenfreundlichkeit, die er lehrt. Ach, möchte ich doch die Erwartungen, die er damals für mich hegte, so erfüllt haben, wie er seinen Vorzügen immer wieder neue hinzugefügt hat! Vielleicht erwecken sie heute auch nur größere Bewunderung in mir, weil ich sie besser begreife. Freilich, auch jetzt begreife ich sie noch nicht ganz. Denn wie über einen Maler, einen Gemmenschneider, einen Bildhauer nur ein Künstler urteilen kann, so kann auch nur ein Weiser einem Weisen ganz gerecht werden. Soweit ich mir jedoch ein Urteil erlauben darf, besitzt Euphrates so viele hervorstechende, glänzende Eigenschaften, daß sie auch nur halbwegs Gebildete anziehen und beeindrucken. Sein Vortrag ist gründlich, eindringlich und anziehend in der Form, erhebt sich oft sogar zur Erhabenheit und Fülle des Ausdrucks eines Plato. In der Unterhaltung ist er gehaltvoll und abwechslungsreich, vor allem aber liebenswürdig, so daß er sogar seine Widersacher fesselt und mitreißt. Dazu kommt ein hoher Wuchs, ein edles Antlitz, herabwallendes Haar und ein langer, eisgrauer Bart; mag man das für unwesentliche Äußerlichkeiten halten, ihm verleiht es doch eine besondere Ehrwürdigkeit. Nichts Starres, Trübseliges in seiner Haltung, nur tiefer Ernst; wer ihm begegnet, empfindet Ehrfurcht, nicht Scheu. Unbedingte Reinheit ist der Grundzug seines Wesens, gepaart mit grenzenloser Güte; er bekämpft die Laster, nicht die Menschen, und wer irrt, den schilt er nicht, sondern sucht ihn zu bessern. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgt man seinen Mahnungen und möchte sich weiter überzeugen lassen, selbst wenn man eigentlich schon überzeugt ist. Übrigens hat er drei Kinder; zwei Söhne, die er aufs sorgfältigste unterweist. Sein Schwiegervater ist Pompeius Iulianus, berühmt und angesehen wegen seiner ganzen Lebenshaltung, besonders aber durch den einen Umstand, daß er, selbst der erste Mann in der Provinz, unter den Bewerbern aus den höchsten Kreisen wählen konnte, aber zum Schwiegersohn nicht den ehrenreichsten, sondern den weisesten erkor. Aber warum noch viel reden von einem Manne, dessen Umgang zu genießen mir doch nicht vergönnt ist? Etwa um mich noch mehr zu quälen, daß es mir nicht vergönnt ist? Meine zwar wichtige, aber unerquickliche Tatigkeit nimmt mich ja ganz in Anspruch-, ich sitze in meiner Amtsstube, bearbeite Eingaben, stelle Berechnungen zusammen, verfasse einen Wust von Schriftstück-en, die mit Schrifttum rein gar nichts zu tun haben. Ab und zu - denn wann komme ich schon dazu? - klage ich Euphrates mein Leid über diese Tätigkeit. Der tröstet mich dann und erklärt mir, auch das sei ein 'feil der Philosophie und zwar der schönste, Staatsgeschaftu zu verrichten, zu untersuchen, zu urteilen, die Gerechtigkeit ans Licht zu ziehen und auszuüben und in die Praxis umzusetzen, was die Philosophen lehren. Aber mich überzeugt er nicht davon, daß es besser ist, diesen Unsinn zu treiben, als hörend und lernend den ganzen Tag mit ihm zu verbringen. Um so mehr rate ich Dir, der Du Zeit dazu hast, sich ihm, wenn Du demnächst in die Stadt kommst - und Du solltest deswegen recht bald kommen! -, zur Glättung und Ausfeilung zu überlassen. Denn ich beneide niemanden, wie viele tun, um ein Glück-, das mir selbst abgeht; im Gegenteil, ich fühle mich ausgesprochen befriedigt, wenn ich sehe, daß das, was mir versagt ist, meinen Freunden zuteil wird. Leb' wohl!
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