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Interpretation: Novak, Helga M. - Schlittenfahren (von 1968)

Alles zu Helga M. Novak  - SchlittenfahrenIn der Kurzgeschichte "Schlittenfahren" von Helga M. Novak geht es um zwei Kinder, die sich laut um einen Schlitten streiten, wobei ihr Vater ihnen mit Hausarrest droht.
Ich denke, dass Novak mit dieser Geschichte auf den Kommunikationsverlust inbesondere innerhalb von Familien aufmerksam machen will, was am Sprachverhalten deutlich wird.
Die auftretenden Personen werden kaum charakterisiert, sie werden sehr kühl geschildert. In Folge dessen liegt die Sprache der Charaktere auf einer Ebene mit ihrer Handlung und der Beschreibung der Außenwelt.
Novak zeigt dem Leser damit, dass auch Sprache immer eine Art Handlung ist.
Die Handlung der Kurzgeschichte wird sehr trocken und aus neutraler Erzählperspektive beschrieben, was den Leser von der Handlung distanziert. Alle Beschreibungen wirken trocken, da keine schmückenden Adjektive verwendet werden und keine Wertungen vorhanden sind (Vgl. Z. 28-30). Die Emotionslosigkeit der Sprache wird dadurch unterstützt, dass der Mann immer "sagt" (Z. 10,17,36) und am Ende "ruft" (Z. 40). Der Vater erweckt den Eindruck, dass er unfähig ist mit dieser Situation elternhaft umzugehen. Dieses erkennt man daran, dass er zu keiner Zeit auf die beiden Kinder eingeht, sondern immer nur sagt: " Wer brüllt kommt rein." Es findet beidseitig keine weitere Kommunikation zueinander statt. Seine Gleichgültigkeit gegenüber den Kindern kommt besonders gut zum Ausdruck, als er anfangs, scheinbar auf eine Reaktion der Kinder, sagt: "Ja. Ja. Jaaa. Schluss jetzt." (Z: 18f.) Oder auch am Ende der Geschichte, als es ihn nicht zu interessieren scheint, dass sein Kind in den Bach gefallen ist (Z. 39f.).
Über den Charakter der Kinder kann man kaum Angaben machen, man kann aber sagen, dass sie Respekt vor dem Vater haben, denn "das größere Kind gibt dem kleineren den Schlitten zurück", nur weil der Vater aus dem Haus kommt (Z:26f.) Es ist allerdings zu vermuten, dass sich die Kinder mehr Aufmerksamkeit wünschen und in ihrem Vater einen Beschützer suchen. Doch diesen finden sie in ihm allerdings nicht, sie sind eher hilflos ihm gegenüber. Durch den gewählten neutralen Erzähler und durch die nicht vorhandene Kennzeichnung der wörtlichen Rede wirkt die gesamte Geschichte sehr gefühlsarm und monoton. Verstärkt wird diese Wirkung auch durch den parataxen Satzbau. Des weiteren
lässt sich die Situation hektisch und aggressiv wirken.
Am Anfang tritt der genervte Vater aus dem Haus, um den Kinder zu drohen und lässt gleich darauf die Tür hinter sich zu fallen. Das nächste Mal verlässt der Vater das Haus nicht, sondern ermahnt die Kinder von der Tür aus. Danach reagieren die Kinder auf die Drohungen des Vaters, dieser geht allerdings nicht auf sie ein, sondern verschwindet sofort wieder im Haus und kommt dabei seinen Drohungen abermals nicht nach. Als das größere Kind den Schlitten wegnimmt, kommt der Vater wieder aus dem Haus und das Kind gibt den Schlitten zurück. Für den Vater scheint die Streitsituation zu seiner Zufriedenheit gelöst zu sein, denn er "pfeift laut" und "sieht dabei in den Himmel" (Z. 29-31). Beim fünften Mal guckt der Vater nur noch mit dem Kopf raus und ermahnt die Kinder. Der Abstand wird also immer größer. Nachdem das Kind in den Bach gefallen ist, wird nicht mal mehr der Vater erwähnt. Lediglich "die Haustür öffnet sich einen Spaltbreit und eine Männerstimme ruft,[...], wer brüllt, kommt rein." Dort erkennt man ganz besonders, wie schlecht die Beziehung zwischen ihnen ist.
Trotzdem wirkt die Kurzgeschichte verhältnismäßig inhaltslos, da die Drohungen des Vaters die Handlung nicht voranbringen und sich ständig wiederholen (Vgl. Z. 11,18,36,40). Die Autorin lässt den Leser den Kommunikationsverlust spüren, da dieser nirgends im entferntesten adressiert wird. Dass die Kinder ungeachtet der Ermahnungen ihren Geräuschpegel nicht drosseln und der Vater ungeachtet des Konflikts zwischen den Kindern stets nur droht, sodass die Situation am Ende mit Andreas` Bachsturz unnötig eskaliert, zeigt die möglichen Folgen eines Kommunikationverlusts. Dabei betont Novak besonders die Rücksichtslosigkeit des Vaters als eigentlich älteren und weiseren Mensch mit seiner Gleichgültigkeit abrupt.
Der offene Schluss regt hier den Leser möglicherweise zum Nachdenken über seinen kommunikativen Umgang mit anderen Menschen an.
Ich finde die Kurzgeschichte ist eine gelungene Art, den Kommunkationsverlust, besonders innerhalb von Familien anzuprangern.
Inhalt
Eine Interpretation einer Kurzgeschichte von Helga M. Novak. Diese Interpretation ist ausgearbeitet mit sprachlich-stilistischen Mittel, beschreibt die Charaktere der Figuren, analysiert den Text, es wird die Erzählperspektive beschrieben und am Ende steht die eigene Meinung des Verfasseres

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