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Brief 18 an Severus

Alles zu Plinius - Epistulae

Plinius (der jüngere)


Buch 3 - Brief 18
lateinisch / deutsch

C. PLINIVS SEVERO SVO S.
Officium consulatus iniunxit mihi, ut rei publicae nomine principi gratias agerem. quod ego in senatu cum ad rationem et loci et temporis ex more fecissem, bono civi convenientissimum credidi eadem illa spatiosius et uberius volumine amplecti, primum ut im peratori nostro virtutes suae veris laudibus commendarentur, deinde ut futuri principes non quasi a magistro, sed tamen sub exemplo praemonerentur, qua potissimum via possent ad eandem gloriam niti. nam praecipere, qualis esse debeat princeps, pulchrum quidem, sed onerosum ac prope superbum est; laudare vero optimum principem ac per hoc posteris velut e specula lumen, quod sequantur, ostendere idem utilitatis habet, adrogantiae nihil. Cepi autem non mediocrem voluptatem, quod, hunc librum cum amicis recitare voluissem, non per codicillos, non per libellos, sed "si commodum" et "si valde vacaret" admoniti (numquam porro aut valde vacat Rotnae aut commodum est audire recitantem) foedissimis insuper tempestatibus per biduum convenerunt, cumque modestia mea finem recitationi facere voluisset, ut adicerem tertium diem, exegerunt. mihi hunc honorem habitum putem an studiis? studiis malo, quae prope exstincta refoventur. at cui materiae 6 hanc sedulitatem praestiterunt? nempe quam in senatu quoque, ubi perpeti necesse erat, gravari tamen vel puncto temporis solebamus, eandem nunc et qui recitare et qui audire triduo velint, inveniuntur, non quia eloquentius quam prius, sed qtiia liberius ideoque etiam libentius scribitur. accedet ergo hoc quoque laudibus principis nostri, quod res antea tam invisa quam falsa nunc ut vera, ita amabilis facta est. Sed ego cum studium audientium tum iudicium mire probavi; animadverti enim severissima quaeque vel maxime satisfacere. memini quidem me non multis recitasse, quod omnibus scripsi, nihilo minus tamen, tamquam sit eadem omnium futura sententia, hac severitate aurium laetor ac, sicut olim theatra male musicos canere docuerunt, ita nunc in spern adducor posse fieri, ut eadem theatra bene canere musicos doceant. omnes enim, qui placendi causa scribunt, qualia placere viderint, scribent. ac mihi quidem confido in hoc genere materiae laetioris stili constare rationem, cum ea potius, quae pressius er adstrictius, quam illa, quae hilarius er quasi exsultantius scripsi, possint videri accersita er inducta. non ideo tamen segnius precor, ut quandoque veniat dies (utinamque iam venerit, quo austeris illis severisque dulcia haec blandaque vel iusta possessione decedant. Habes acta mea tridui, quibus cognitis volui tan- i i tum te voluptatis absentem et studiorum nomine er meo capere, quantum praesens percipere potuisses. Vale.
C. Plinius grüßt seinen Severus
Mein Konsulat hat mit die Pflicht auferlegt, im Namen des Staates dem Prinzeps zu danken. Als ich das im Senat der Sitte gemäß, wie Ort und Zeit es erforderten, getan hatte, meinte ich, ein guter Staatsbürger müsse sich besonders verpflichtet fühlen, alles das weiter ausgeführt und reicher ausgestaltet in einer Schrift zusammerizufassen, einmal, um unserm Kaiser seine Tugenden in ehrlichem Lob vor Augen zu führen, sodann auch, um zukünftige Fürsten nicht gerade in schulmeisterlichem Torte, aber doch durch das Vorbild vorweg daran zu erinnern, auf welchem Wege sie am besten nach gleichem Ruhm streben könnten. Denn Anweisungen geben, wie ein Prinzeps beschaffen sein müsse, ist zwar eine schöne Aufgabe, aber beschwerlich und wohl auch vermessen; doch den besten Prinzeps zu loben und damit seinen Nachfolgern wie von einer Warte aus ein Licht zu zeigen, dem sie folgen können, erfüllt ebenso den Zwerk und hat nichts Anmaßendes an sich. Es hat mir doch riesiges Vergnügen bereitet, daß meine Freunde, als ich ihnen die Schrift vortragen wollte, nicht durch Einladungsschreiben, nicht durch Programme aufgefordert, sondern "wenn es dir paßt" und "wenn du viel Zeit hast" - aber in Rom hat man nie viel Zeit, und es paßt einem nie, einer Rezitation beizuwohnen -, noch dazu bei schauderhaftem Wetter, sich an zwei Tagen einfanden, und als ich in meiner Bescheidenheit Schluß machen wollte, mich aufforderteni noch einen dritten Tag zuzugeben. Galt diese Ehre meiner Person oder der Literatur? Hoffentlich der Literatur, die, beinahe schon in Vergessenheit geraten, wieder auflebt. Und welchem Gegenstand widmeten sie diese Beharrlichkeit? Anscheinend gibt es doch Leute, die dies Thema, gegen das wir auch im Senat, wo wir uns ihm nicht entziehen konnten, meist doch vorn ersten Augenblick an Widerwillen empfanden, jetzt drei Tage lang vorzutragen oder anzuhören bereit sind, nicht, weil es gewandter behandelt wird als vordem, sondern freier und damit auch lieber. Also auch dies wird den Ruhm unsres Prinzeps steigern, daß ein einst so verhaßter, heuchlerischer Vorgang jetzt aufrichtig und damit liebenswert geworden ist. Ich aber bin mit dem Eifer und Verständnis meiner Hörer überaus zufrieden. Ich habe nämlich bemerkt, daß gerade die strengsten Stellen wohl am meisten Anklang fanden. Ich weiß wohl, daß es nicht eben viele waren, denen ich vortrug, was ich für alle geschrieben habe; nichtsdestoweniger freue ich mich, als ob alle den gleichen Eindruck haben werden, dieser Schärfe der Ohren, und wie einst das Publikum im Theater die Musikanten lehrte, schlecht zu spielen, so gebe ich mich jetzt der Hoffnung hin, daß dasselbe Publikum möglicherweise die Musikanten gut spielen lehrt. Denn alle, die schreiben, um zu gefallen, werden schreiben, was sichtlich gefällt. Ich bin überzeugt, daß für ein derartiges Thema ein blühenderer Stil das Richtige ist, während die Partien, die ich gedrängter und knapper gehalten habe, eher gekünstelt und gesucht erscheinen können als die heitereren, sozusagen gelösteren. Deshalb wünsche ich doch nicht weniger brennend, daß einmal der Tag kommt - ach, wäre er doch schon da! -, an dem das Süßliche, Einschmeichelnde jenem Herben, Strengen seinen unter Umständen mit Recht beanspruchten Platz überläßt. Das sind meine Erlebnisse in den drei Tagen; ich habe sie Dir geschildert, damit Du Dich dort draußen für mich und für die Literatur ebenso freust, wie Du es hättest tun können, wenn Du dabeigewesen wärest. Leb'wohl!
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Brief 18 an Severus - Lateinischer Orginaltext und Deutsche Übersetzung (944 Wörter)
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