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Horvath, Ödon - Jugend ohne Gott - Textanalyse des Kapitels 'In der Wohnung'

Alles zu Ödön von Horváth  - Jugend ohne Gott

Hausaufgabe Deutsch: 04.05.1999



Die Bearbeitung der Romantextstelle „In der Wohnung“ (Kapt. 25 / S. 93-96)!

Der Roman „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horvath (1937 Suhrkampverlag) spielt zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und behandelt folgende Themen: Hinwendung zu Wahrheit und Gerechtigkeit, die Morallosigkeit, Manipulierbarkeit und Verrohung der Jugend, das Mitläufertum und die Bedingungen eines faschistischen Regimes. Der Roman ist in der Ich-Erzählperspektive aus der Sicht eines 34jährigen Geographie- und Geschichtslehrers geschrieben, zum Teil auch in Form von Tagebucheinträgen. Der Lehrer hat eine antifaschistische Einstellung, er traut sich aber zu Beginn des Romans aus finanziellen Gründen nicht, dazu zu stehen. Er fällt in seiner Umgebung erst dann auf, als er die Bemerkung „Neger sind auch nur Menschen“ fallen lässt. Der Roman ist teilweise auch ein Kriminalroman, da der Lehrer als Detektiv den Mord an einem Schüler, der durch einen Mitschüler begangen wurde, aufklärt. Im Verlauf des Romans rücken für den Lehrer die Wahrheit und der Glaube an Gott immer mehr in den Mittelpunkt, so dass er während des Mordprozesse gesteht, heimlich das Tagebuch eines Schülers gelesen zu haben. Er ist sich jedoch bewusst, dass er wegen seiner Aussage seinen Arbeitsplatz und seine Rente verlieren wird. Aufgrund seines neu erwachten Glaubens an Gott erhält er schließlich eine neue Aufgabe als Missionar in Afrika.

Das Kapitel „In der Wohnung“ spielt in der Verhandlungspause vor der Zeugenaussage des Lehrers über das Tagebuch, dass er heimlich gelesen hat. In diesem Kapitel beginnt der Lehrer wieder an Gott zu glauben. Außerdem verändert er seine Meinung über Gott. Zu Beginn des Kapitels beschreibt er Gott als Ungeheuer und am Ende als Friedensstifter und Vertreter der Wahrheit. Er bildet sich ein Gottes Stimme zu hören, die ihm sagt, dass er ungeachtet der Folgen die Wahrheit über das Tagebuch sagen soll. Jedoch ist es eher sein Gewissen, dass ihn zu dieser Handlung bringt.

Im folgenden werde ich nun genauer auf den Wandel und die Entwicklung des Verhältnisses des Lehrers zu Gott eingehen.

Im Kapitel „In der Wohnung“ vollzieht sich der Lehrer einer völligen Wandlung im Hinblick auf sein Verhältnis zu Gott. Zu Beginn des Romans glaubt der Lehrer nicht an Gott, da Gott den ersten Weltkrieg zugelassen hat (Vgl. S.46). Im Laufe der Romanhandlung nähert er sich Gott immer weiter. So hört er von einem Pfarrer: „Gott ist das Schrecklichste auf der Welt“ (S.52/57). Diese Meinung übernimmt der Lehrer später (Vgl. S.7). Doch er bleibt hart und sagt: „Ich will nicht an ihn glauben! Nein, ich will nicht!“ (S.57). Jedoch in seinem Inneren glaubt er schon etwas an Gott, jedoch hält er Gott für eine Bestie. So sagt er z.B. während des Zeltlager, in dem der Mord begangen wurde: Gott kam! (Vgl. S. 80), als zwei Waldarbeiter berichten, dass sie die Leiche des Schülers gefunden haben. Auch zu Beginn des fünfundzwanzigsten Kapitels ist er noch dieser Ansicht. Als es dann auch noch „ein trüber Tag“ (S.93) ist, der „naß und kalt“ (S.93) ist und er schließlich sogar noch die leidende (Vgl. S.93) Mutter des angeblichen Mörders sieht, gibt es für ihn nur noch eine Erklärung für dies: Es gibt Gott, aber „er ist nicht gerecht“ (S.94) und „nicht gut“ (S.94). So sagt er schließlich: „Die Zeit, in der ich an keinen Gott glaubte, ist vorbei. Heute glaube ich an ihn. Aber ich mag ihn nicht“ (S.94). Er kann nicht verstehen, warum Gott die Mutter des Angeklagten „verurteilt“ (S.94), obwohl Gott ihren „Sohn verdammt“ (S.94). So fragt er: „Was hat sie denn getan? Kann sie für das, was ihr Sohn verbrach?“ (S.94). Der Lehrer vermutet zu diesem Zeitpunkt noch, dass der Angeklagte den Mord wirklich begangen hat, und zwar nur, weil er dachte, dass der Getötete das Tagebuch gelesen hätte, obwohl er es in Wirklichkeit selber war, der es gelesen hat. Aus diesem Grund schämt er sich gegenüber der Mutter des Angeklagten und bleibt fast stehen (Vgl. S.93), als er die Mutter sieht, doch er nimmt sich zusammen und geht „gleich weiter“ (S.94). Schließlich betritt der Lehrer ein kleines Geschäft, das einem alten Ehepaar gehört. Hier möchte er sich Zigaretten kaufen. Doch die Frau gibt ihm zu wenig Geld heraus. Als der Lehrer sie darauf aufmerksam macht, sagt sie: „Gott behüt!“ (S.94). Hierauf antwortet der Lehrer sarkastisch: „[W]enn Gott dich behütet, dann bist du ja wohl geborgen“ (S.94). Dies ist reine Ironie, da der Lehrer zu diesem Zeitpunkt der Ansicht ist, dass Gott eine Bestie ist. Da kein Wechselgeld mehr da ist, muss die Frau Wechselgeld wechseln gehen. Währenddessen beginnt der Lehrer ein Gespräch mit dem Ehemann. Schließlich kommen sie auf den Prozess zu sprechen und der Besitzer sagt, „man [könne] deutlich Gottes Hand darin beobachten“ (S.95), da „in diesem Fall [...] alle Beteiligten schuld [sind, auch] die Zeugen, der Feldwebel, der Lehrer – und auch die Eltern“ (S.95). An dieser Stelle wird eine Begründung dafür gegeben, warum Gott die Mutter „straft“, denn sie ist auch an dem Verhalten ihres Sohnes Schuld. Sie hat ihn falsch erzogen. Außerdem wird hier die Meinung des Lehrers angezweifelt, dass Gott eine Bestie sei. Der Lehrer wird in seiner Meinung auch noch weiter beeinflusst durch die Antwort des Ehemannes auf die Frage, wo Gott wohne: „Er wohnt auch hier bei uns, denn wir streiten uns nie.“ (S.95). Gott sorgt also für Frieden und Mitgefühl, da er das Ehepaar zusammenhält. Weil der Lehrer so stark an Gott erinnert wurde, meldet sich sein Gewissen in der Form von Gott, dessen Stimme er zu hören glaubt. Die Stimme sagt ihm, dass er gestehen soll, dass er „das Kästchen erbrochen [hat]“ (S.96). Der Lehrer argumentiert verständlicher Weise mit seinen finanziellen Gründen: „Aber ich verliere auch meine Stellung, mein Brot“ (S.96). Jedoch sagt ihm die Stimme, dass er „es verlieren [muss], damit kein neues Unrecht entsteht“ (S.96). Diese Stimme kommt jedoch nicht von Gott. Es ist das Gewissen des Lehrers. Das Gewissen sagt ihm, dass er gestehen muss, dass er das Tagebuch gelesen hat und das Kästchen aufgebrochen hat in dem es lag. Dies zeigt, dass er die ganze Zeit zwischen den finanziellen Argumenten und den moralischen Argumenten wankte. Letzten Endes überzeugt ihn jedoch das moralische Argument, so dass er ungeachtet der Folgen die Wahrheit sagt (Vgl. S. 100). Jedoch hat er eine gewisse Angst vor Gott, bzw. vor seinem Gewissen, denn er „dreh[t] sich nicht um“ (S.95) als er die Stimme hört. Man könnte es sogar als einen leichten „Verfolgungswahn“ bezeichnen, da der Lehrer glaubt, es hätte „etwas zu bedeuten, daß [er] hier warten muss“ (S.95), während die Frau versucht Geld zu wechseln.

Die Wandlung des Lehrers ist eindeutig. Zu Beginn des Kapitels hält er Gott für einen schlechten Dämon und will nicht an ihn glauben. Im Laufe des Kapitels beginnt er an Gott zu glauben, mag ihn aber nicht. Schließlich erkennt er „Gott“ als Friedensstifter und Vertreter der Wahrheit. Dies ist eindeutig eine Entwicklung zum positiven, was die Figur des Lehrers positiv von allen anderen Figuren abhebt, da sich keine andere Figur so stark zum Positiven entwickelt.
Inhalt
Ödön von Horvath - Jugend ohne Gott - Textanalyse des Kapitels 'In der Wohnung'
- Zeit des Nationalsozialismus
- Hinwendung zu Wahrheit und Gerechtigkeit
- Morallosigkeit
- Manipulierbarkeit und Verrohung der Jugend
- Mitläufertum
- Bedingungen unter einem faschistischen Regime für die Schule (1175 Wörter)
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Schlagwörter
Ödön von Horvath | Jugend ohne Gott | Textanalyse Kapitel "In der Wohnung" | Szenenanalyse | Erläuterung | Interpretation | Lehrer
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