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Dramenanalyse "Draußen vor der Tür", Wolfgang Borchert

Alles zu Wolfgang Borchert  - Draußen vor der Tür

Dramenanalyse


Die vorliegende Szene stammt aus dem Drama „Draußen vor der Tür“, welches von Wolfgang Borchert im Jahre 1947 vollendet wurde.
Wolfgang Borchert lebte von 1921 bis 1947. Er war somit gerade 18 Jahre alt, als der zweite Weltkrieg ausbrach. Borchert war einer derjenigen, die trotz dem Posten eines deutschen Soldaten früh erkannt, dass der Krieg nichts als sinnlos sei. Durch dieses Delikt wurde er zum Tode verurteilt, wurde allerdings noch einmal verschont und abermals eingezogen, da die deutsche Armee jeden Mann brauchte. Durch abermaliges Erregen seiner Vorgesetzten wurde er wegen „Wehrkraftzersetzung“ inhaftiert, jedoch nach kurzer Zeit wieder entlassen, aufgrund seiner Krankheit, der er letzten Endes auch erlag. Zurück vom Krieg begann Wolfgang Borchert zu schreiben und widmete sich somit all seinen Erinnerungen. Durch Werke wie „Draußen vor der Tür“ wollte er genau diese, grausam und zerstörend wie sie waren, verarbeiten. Er starb einen Tag vor der Uraufführung von „Draußen vor der Tür“.
Um auf die vorliegende Szene zurückzukommen möchte ich die vorgehenden vier Dramenteile kurz zusammenfassen.
Hauptperson dieses Dramas ist Beckmann, ein verwundeter, zurückgekehrter Soldat aus dem zweiten Weltkrieg. Nach einem misslungenem Selbstmordversuch und erneutem Mutfassen möchte er nun sein Erlebtes verarbeiten und mit dem Krieg endlich abschließen. Nach dem Versuch all seine Verantwortung seinem Oberst wiederzugeben, besuchte er auf dessen Anraten einen Zirkusdirektor, der ihn allerdings nur abwies.
Und somit befinden wir uns am Ende der vierten Szene. Wir befinden uns an der Stelle, an der Beckmann auf Den Anderen trifft, direkt nach dem Besuch bei dem Zirkusdirektor, der wie gesagt Beckmann auf eine unsanfte Art und Weise abwies und ihm nur vom Beruf eines Zirkusakteurs abriet. Beckmann ist auf dem Weg zur Elbe, will erneut versuchen sich das Leben zu neben, allerdings setzt Der Andere alle Hebel in Bewegung, um Beckmann davon abzuhalten. Letzten Endes hilft nur, dass Der Andere ihm Lust auf Zuhause macht.
Ich denke diese Szene hat eine immense Bedeutung für den weiteren Verlauf des Dramas und generell für das ganze Drama. Da diese Szene ein erneutes Mutfassen von Beckmann beschreibt. Trotz diesen vielen Erinnerungen, immer wieder kehrenden Schicksalsschlägen rafft er sich wieder auf, zwar mit Hilfe, aber er schafft sich für einen Moment wieder Perspektive für die Zukunft, entwickelt eine gar kindliche Freude. Auch Borchert befand sich sicherlich in einer ähnlichen Situation, er suchte nach einem „Danach“. Er wollte die Zeit nach dem Krieg schaffen, sich wieder freuen können und ganz neue Hoffnung schaffen, sich auf ein Zuhause freuen und sich wohl fühlen, wie damals, vor dem Krieg.
Wir befinden uns am Ende von Szene 4 (Seite 44 Zeile 1 bis Seite 45 Zeile 20). Beckmann wendet sich vom Direktor ab, der all seine Hoffnung in eine Karriere beim Zirkus zerstört hat. Beckmann steht nun dort, sehr verzweifelt und nuschelt seine Verzweiflung in Bildern gesprochen vor sich hin. Er vergleicht die Welt mit dem Fell einer alten Sau, grau und nichts als grau soll diese sein (S. 44, Z. 4-6). Genau dieses vergleichen mit einer alten Sau könnte einfach seine pure Fassungslosigkeit ausdrücken, die er einfach nicht anders in Worte fassen kann. Diese Verse sind auch gleichzeitig der Einstieg in einen Dialog zwischen Dem Anderen und Beckmann. Der Andere, eine Figur, die immer wieder an Beckmanns Seite auftaucht und so etwas wie seine innere Stimme darstellen könnte. Er bezeichnet sich selbst als „Jasager“ und als einer, der immer da ist. Der Andere spielt in diesem Dialog eine sehr große Rolle, wie in allen Dialogen, die er mit Beckmann führt. Nach den vorhin genannten Versen äußert Beckmann nämlich wieder einmal seine Absicht sich selbst zu töten: „ Der Weg zur Elbe geht geradeaus.“ (S.44, Z. 8). Der Andere aber kann das nicht akzeptieren und versucht Beckmann einfach nur abzuhalten, indem er versucht ihn einfach auf einen anderen Weg zu leiten (S.44, Z. 9f). Das einzige, was Beckmann aber darauf sagt, ist, dass die Straße nach Blut stinkt, so als ob sie dort die Wahrheit massakriert hätten (S.44, Z.11-13). Aus diesen Sätzen spricht sehr viel Verzweiflung, die sich nach all den Erlebnissen nun in seinem Verstand breit gemacht hat. Dem Anderen bleibt dabei nichts anderes übrig, als ihn einfach versuchen anzutreiben für Neues. „Komm, Beckmann! Du darfst nicht verzweifeln!“ heißt es (S.44, Z.14f) dort. Der Andere versucht mit kurzen, knappen Sätzen den Beckmann zu ermutigen, ohne ihm eine Moralpredigt zu halten. Beckmann hingegen versucht immer in elend langen Sätzen und monologartigen Reden seiner Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Ich denke genau dieses lange Reden könnte darauf hindeuten, dass er sich sehr unverstanden fühlt und in jedem Satz seinem Gefühl einen immer stärkeren Ausdruck verleihen muss. Wie zum Beispiel in seinem längsten Teil des Dialoges (s.44, Z. 24–S. 45, Z. 8). Dieser Teil ähnelt schon fast einem Monolog, da er das Vorhergesagte von Dem Anderen nur als Aufhänger für seine Gedanken nimmt. Er geht nur mit einem kurzen „Ja“ (S.44, Z. 24) und darauf ein und schon folgt ein langer Redewall, in dem er allerdings später den Rat Des Anderen aufnimmt. Er lässt in diesem Redewall all seinen Frust raus, er bekräftigt, dass er nur Beckmann sei, mit einer ulkigen Brille, einer ulkigen Frisur, einem Humpelbein und einem Weihnachtsmannmantel, ein schlechter Witz, den der Krieg geschaffen hat (S.44, Z. 25–28). Und genau das sei der Grund, warum ihm keine einzige Tür aufstände (S.44, Z.31), hiermit bezieht er sich auf den Ratschlag, dem ihm Der Andere direkt davor gegeben hatte (S.44, Z.22f). Auffällig im weiteren Verlauf dieses Redewalls ist die Aneinaderreihung von Hauptsätzen (besonders: S.44, Z.33-37), immer wieder beginnt er einen Satz mit „und“. Es könnte darauf hindeuten, dass er einfach das Verlangen hat viel zu erzählen. Seine Aufregung, seine Wut, seine Verzweiflung in vielen Sätzen aneinanderreihen und aufzählen. Er steckt all seiner Verzweiflung freien lauf, er kann all seine Niederlagen im Krieg und im Leben einfach nicht verkraften, will sie am liebsten in die Welt schreien.
Am Ende seines Redewalls kommt er wieder auf den Anfang des Dialoges zurück, die ganze Verzweiflung scheint auf dem Gipfel zu sein. Er wiederholt den Vergleich zwischen Erde und alter Sau (S.45, Z. 1-4). Außerdem greift er das Bild der Straße wieder auf, bringt die endlose Bedrängnis, die er verspürt auf zum wiederholten Male auf den Punkt, zudem nennt er auch noch einmal die geschlossen Türen, die ihn umgeben (S.45, Z. 5f). Zu alle dem kommt er wieder auf die Elbe zu sprechen. Er würde ein Licht sehen, an der Straße zur Elbe runter (S.45, Z. 7f). Aber das will Der Andere mit ganzer Kraft verhindern, also greift er zu anderen Methoden. Statt seinen elliptischen Kommentaren, zum Teil wirken die Sätze auch einfach nur wie Befehle (S.44, Z.10; 22f) formuliert er nun richtige Sätze aus, die Beckmann zum ersten Mal richtig erreichen. Da er diesmal Beckmanns Zuhause erwähnt. Der Weg, den Der Andere vorschlägt, sei der Weg nach Hause, wo sein Vater in der Stube sitzt und wartet, seine Mutter an der Tür steht (S.45, Z. 10-13). Genau das war das einzig richtige, denn Beckmann reagiert sofort, sogar voller Hoffnung und kindlicher Freude (S. 45, Z. 14ff). Beckmann scheint einfach wieder Mut zu fassen, er kehrt der Elbe den Rücken zu und will einfach nach Hause. Dort, wo er in den Jahren vor dem Krieg Geborgenheit und Liebe erfuhr.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass in dieser Szene die Höhen und Tiefen eines wiederkehrenden Soldaten äußerst gut beschrieben sind. Durch die Verzweiflung, die in jeder einzelnen Zeile Beckmanns vorkommt, wird einem immer wieder bewusst, wie erbärmlich und verloren Beckmann sich fühlen muss. Zudem kann man sich ein Bild von einem sehr zerrüttelten Beckmann machen, auch wenn keinerlei Regieanweisungen gegeben sind.
Ich denke, meine vermutetet Aussageabsicht bestätig sich voll und ganz, da die Höhen und Tiefen, das erneute Mutfassen und die Freude auf eine Wiederkehren zum Alltag beschrieben wird.
Inhalt
Dramenanalyse des Kriegsdramas "Draußen vor der Tür" mit einer kurzen Biographie des Autors zu Beginn.
Nach einer kurzen Inhaltsangabe wird die Analyse des Textes ausführlich behandelt. (1286 Wörter)
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