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Maria, Götzens Schwester - Charakterisierung

Alles zu Johann Wolfgang von Goethe  - Götz von Berlichingen

Maria, Götzens Schwester


Charakterisierung

Maria, die schöne, junge, blauäugige Schwester von Götz von Berlichingen, wohnt zu Beginn des Stückes bei ihrem Bruder auf Schloss Jagsthausen. Bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr war sie eine gelehrsame Klosterschülerin, die sich im christlichen Sinne an das hielt, was ihr die Äbtissin und die Klosterfrauen sagten. Am Schloss Jagsthausen kümmert sie sich liebevoll um die Erziehung ihres kleinen Neffen Karl, dem Sohn der Berlichingens. Sie unterhält den kleinen Karl gerne mit christlich-frommen Märchen und hilft ihrer Schwägerin Elisabeth im Haushalt. Zu Elisabeth pflegt sie ein gutes Verhältnis, denn schließlich lieben sie denselben Mann, ein Mal als Bruder und ein Mal als Ehemann. Obwohl Maria das Rittertum mit all seinen vielschichtigen Facetten, aber vor allem wegen der Raubzüge nicht nur gut heißt, steht sie voll hinter ihrem Bruder. Elisabeth selbst sieht sich gegenüber Maria als robuster, Maria sei emotionaler.
Als sie Weislingen als Gefangenen ihres Bruders zum ersten Mal leibhaftig sieht, ist die keusche Jungfrau von ihm und seinen Liebesschwüren so sehr angetan, dass sie sich in ihn verliebt und seinen Heiratsantrag annimmt, nachdem Götz seinen Segen dazu ausgesprochen hat.
Den Liebeskummer, der ihr danach zu schaffen macht, als Weislingen an den Hof zurückkehrt und wegen Adelheid von Wallendorf auch dort bleibt, wird zwar von Götz thematisiert, Maria selbst jedoch trägt ihre Gefühle niemals offen zur Schau. Auch erfährt der Leser nicht, was sie über diese Frau denkt, die ihr den Mann weg genommen hat, den sie so sehr liebt. Franz, der Knappe Weislingens, beschreibt den Vergleich der beiden Frauen auf folgende Weise: Maria sei zwar "liebreich und schön und einem Gefangenen und Kranken kann man es nicht übelnehmen, dass er sich in sie verliebe. In ihren Augen sei Trost und gesellschaftliche Melancholie. Aber in den Augen Adelheids sei Leben, Feuer und Mut." Der Leser kann sich gewiss vorstellen, dass ein solcher Vergleich die junge, unerfahrene Maria geschmerzt haben muss. Doch von Rache, Eifersucht oder sogar Hass ist keine Spur. Die gutherzige, warme und sanfte Maria würdigt die neue, vermeintlich "bessere", weil mächtigere, Frau an Weislingens Seite, mit keinem einzigen Wort.
Den Raubzug ihres Bruders gegen Kaufleute aus Bamberg als Racheakt gegen die Gefangennahme und Folter eines seiner Knappen bekommt die unschuldig, fast naiv wirkende junge Frau entweder gar nicht oder nur teilweise mit. Jedenfalls äußert sie dazu weder eine Meinung noch ist sie bei den Gesprächen darüber anwesend.
Noch bevor über Berlichingen der kaiserliche Achtbefehl ausgesprochen wird, hält ein zweiter Mann um ihre Hand an, Sickingen, obwohl dieser weiß, dass sie eine "Verlassene" ist, wie Götz sie bezeichnet, und dass sie tatsächlich viel Liebe für Weislingen empfunden hätte. Maria nimmt den Antrag an, kann jedoch niemals dieselben starken Empfindungen für ihn hegen, wie sie es bei Weislingen getan hat. Bis zuletzt bleibt Weislingen ihre einzig wahre Liebe. An ihrem Hochzeitstag mit Sickingen weint sie, weil sie auf Wunsch ihres Bruders nur in Eile verheiratet wird, um sie von Jagsthausen in Sicherheit bringen zu können, als die Reichstruppen sich nähern. Noch vor dem Eintreffen der Reichstruppen, muss sie unter Tränen fliehen. Den Kampf und die Gefangennahme Berlichingens bekommt sie nicht mit. Als sie durch einen Boten von der Gefangenschaft im Turm von Heilbronn erfährt, reist sie zu ihrem Bruder. Dort hat Elisabeth die Idee, Maria zu Weislingen zu schicken und um Gnade für Götz zu bitten. Weislingen selbst ist Maria noch etwas zur Wiedergutmachung schuldig. Als Weislingen Maria sieht, wird er sich bewusst, wie falsch er gehandelt hat und geht auf das Flehen Marias ein, er zerreist das unterzeichnete Todesurteil gegen Berlichingen. Außerdem bekommt sie auch die Beichte des Knappen Franz mit, der den Giftanschlag an seinen Herren im Auftrag von dessen eigener Ehefrau gesteht. Sie läuft Franz hinterher, als er den Saal verlässt und muss mit ansehen, wie Franz Selbstmord durch den Sprung aus dem Fenster in den Main begeht. Maria kehrt zurück zu ihrem noch immer innig geliebten Weislingen und bleibt bis zu seinem Tod. Nicht einmal hier sagt sie ein Sterbenswörtchen über Adelheid. Keine Rachegedanken, keine Flüche, nichts Derartiges. Sie verzeiht ihm alles, noch bevor er für immer die Augen schließt, aus Liebe.
Danach geht sie zurück zum Heilbronner Turm, um die Nachricht zu überbringen, dass das Todesurteil gegen ihren Bruder aufgehoben ist und Weislingen sowie Franz tot sind. Auch hier erwartet sie der Anblick des Todes. Sie muss auch noch mit ansehen, wie ihr Bruder stirbt. Und erst hier flucht sie das einzige Mal. Sie verflucht das Jahrhundert, dass ihren Bruder so fallen ließ.

Zusammenfassend kann über die charakterlichen Eigenschaften Marias gesagt werden, dass sie sittsam, keusch und im christlichen Glauben handelnd lebt. Sie entspricht völlig dem Bild der mittelalterlichen braven und frommen Frau, die sich vor allem durch eine passive Haltung auszeichnet. Sie ist leicht führbar, eine warmherzige Tante, die ihren Neffen Karl über alles liebt, eine zurückhaltende Schwägerin und eine brave Ehefrau die jedoch Weislingen bis zuletzt mehr liebt als Sickingen. Ihr Bruder ist der einzige Mensch, zu dem sie bis zuletzt aufsieht.
Inhalt
Eine Charakterisierung über Maria, die Schwester Götz von Berlichingens mit der eisernen Hand von Johann Wolfgang von Goethe. (876 Wörter)
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