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Rezension Theodor Fontane, Homburg

Alles zu Heinrich von Kleist  - Prinz von Homburg

Theodor Fontane über das Schauspiel - Analyse



1. In der vorliegenden Rezension von Theodor Fontane aus dem Jahre 1872 kristisiert der Schriftsteller das Drama bzw. Stück Der Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich Kleist welches im Jahre 1811 erschienen ist. Den Entstehungshintergrund für das Drama bietet die Schlacht von Fehrbellin, in der auch der Prinz von Homburg, eine real existierende Person, mitgekämpft hat. Kleist setzt sich in seinem Drama vielmehr mit der Zwiespältigkeit des Prinzen zwischen seiner Selbstverwirklichung und den Forderungen der Gesellschaft, insbesondere des Kurfürsten und mit dem Unterschied von Traum und Wirklichkeit auseinander, konzentriert sich aber weniger auf die historische Genauigkeit seines Werkes. Genau diesen Punkt bemängelt Fontane hauptsächlich an dem Stück. Er missbilligt die unzutreffende historische Darstellung einiger Charaktere, wie z.Bsp. die des Prinzen und des Kurfürsten. Die Haltung des Prinzen ist seiner Meinung nach unglaubwürdig und schwächlich.

Der Text lässt sich in fünf Abschnitte einteilen. Der erste ist eine Einleitung zur Rezension und beschreibt Fontanes grundlegende Meinung zu dem von ihm gesehenem Stück von Kleist (vgl.Z.1-6). Für ihn ist dieses Drama der falsche Weg um "vaterländische Stoffe (Z.6) darzustellen. Nichtsdestotrotz führt er auf, dass Kleist dennoch ein begabter Stückeschreiber sei.
Im zweiten Absatz füht er auf was er an der historischen Ungenauigkeit auszusetzen hat, dass Militärfragen z.Bsp. damals viel ernster behandelt wurden und Konsequenzen bei Zuwiderhandlungen jedem beswusst waren und sich deshalb kaum jemand gewagt hätte dem Kurfürsten zu widersprechen. Kleist stelle ein unwahres Bild der damaligen Gesellschaft bzw. Zeit dar (vgl.Z.7-21). Im nächsten Abschnitt kritisiert Fonatne auch das erstellte Charakterbild des Prinzen, für ihn wirkt der Prinz nicht menschlicher sondern nur selbstsüchtiger und er verhalte sich auch zu rebellisch gegen den Staat und gegen dessen Verordnungen. Er würde diesem nur "Unheil(Z.38) bringen und sich andauernd ablenken lassen (vgl. Z.23-32). Des weiteren missfällt Fontane die "Jammerstimmung (Z.63,64) des Prinzen. Für ihn sei der Prinz kein Held, da er sich von seinen Empfindungen leiten lasse und dabei seine Pflicht vergesse. Dies wird im vorletzten Abschnitt erläuert (vgl. Z.53-75). Abschließend sieht er die Entscheidung des Prinzen nicht mehr als heldenvoll an, sondern auch diese scheine ihm unwahr zu sein, da der Kurfürst einem Untertan nie solch eine Entscheidung überlassen würde. Für ihn wirke dieses Vorhaben des Prinzen schlussendlich das richtige zu tun eher gespielt. (vgl. Z.76-92).

Fontane gibt seine Wertung schon in den ersten Zeileln ab, denn diese sei "kein(e) allzu günstig(e) (Z.3). Er führt zwar auch ein paar positive Aspekte auf, wie den Ernst Kleist und seine Sorgfältigkeit (vgl.Z.3,4) doch nur um diesen das negative entgegen zu halten. Seine These ist nämlich schon am Anfang "so soll man vaterländische Stoffe nicht behandeln" (vgl.Z.5,6).
Es folgt eine lange Aufzählung der historischen Unkorrektheiten (vgl.Z.6-17). Hier drückt Fontane seine Unzufriedenheit gegenüber der Unglaubwürdigkeit und Ungenauigkeit des Stückes aus, denn die Aufzählung ist besonders lang und es scheint als könnte er noch mehr aufführen und weiter in Rage verfallen. Seine Behauptung ist, dass Kleist durch diese unauthentische Darstellung ein falsches Bild von der damaligen Zeit vermittle (vgl.Z.20-21).
Im folgenden versucht Fontane das Stück von einer anderen Ebene aus zu betrachten und zwar nicht von dem geschichtlichen Hintegrund aus, sondern vom patriotischen, eher als ein Stück, das sich mehr mit der Veranschaulichung eines Charakterbildes beschäftigt (vgl.Z.26-29). Seine These ist somit, dass Kleist eine menschliche, für alle nachvollziehbare Figur schaffen wollte, die dem Leser auch ansprechender erscheint (vgl.Z.30,31).
Diese These zerschlägt er jedoch im folgenden Abschnitt, da er mehrere negative Behauptungen über den Charakter des Prinzen aufstellt. Fontane stellt sogar die Forderung auf, dass solch ein Charakter keinen interessieren solle (vgl.Z.35,35). Der Prinz sei für ihn ein "eitel(er), krankhaft(er), prätensiös(er) Waschlappen" (Z.36). Er sei also überheblich und selbstgefällig, wobei dieses Zitat eine ziemlich negative Wertung zu den Eigenschaften des Prinzen ist. Seine geistige Abwesenheit und sein Begehr nach der Prinzessin lassen ihn unachtsam werden und zeigen somit auch sein Desinteresse gegenüber seinen Anführern und seinem Beruf (vgl.Z.44-52). Fontanes These gipfelt somit in der Nennung des Prinzen als "Schürzenjäger"(Z.50) und keinesfalls als Helden (vgl.Z.50-52).
Um des Prinzen Untergang zu verdeutlichen benutzt Fontane eine Klimax (vgl.Z.53-55). Der Prinz jedoch setze sich nicht ernst genug mit seinen Taten und denen daraus resultierenden Konsequenzen auseinander, obwohl ihm diese als Kriegsoberst bekannt sein sollten (vgl.Z.56-59). Der Prinz reagiere, als ihm die Folgen bewusst werden, nicht ernst und ruhig, wie ein Held es sollte, sondern verfalle in eine "Jammerstimmung"(Z.63f), welche Fontane durch ein Beleg, in Form eines Zitates, verdeutlicht (vgl.Z.61,62). Für Fontane sind die Eigenschaften eines Helden jedoch "Pflicht,Ehre,Gewissen"(Z.67). Der Prinz zeige sich hier aber schwach und wolle seinen Tod verhindern (vgl.Z.66-74). Fontane findet, dass der Prinz sich dadurch entehrt habe und sich der Öffentlichkeit sowieso nicht mehr zu zeigen habe (vgl.Z.73f). Als These nennt Fontane die Nutzlosigkeit und Unbrauchbarkeit von solchen Themen in der Welt des Schauspiels (vgl.74,75).
Erneut tritt eine negative Wertung zu einem Charakterzug des Prinzen auf, denn seine Besinnung am Ende habe ebenfalls nichts positives an sich, sondern wirke eher wie ein "Coup" (Z.79). Vorher musste daher des Prinzen Abneigung zum Tod dargestellt werden, damit seine Entscheidung noch ehrenvoller erscheine (vgl.Z.81-84).
Zum Schluss führt Fontane auf, wie unglaubwürdig die ganze Geschichte im allgemeinen sei, indem er wiederholt was er am Anfang bereist geschrieben hat, dass nämlich die historische Ungenauigkeit hier schon wieder für die Zweifelhaftigkeit am Heldentum des Prinzen sorgt, denn der Kurfürst hätte dem Prinzen nicht die eigene Entscheidung über Leben und Tod überlassen, die aber dem Prinzen zu diesem Meinungsumschwung verhalf (vgl.Z.90-92).
Fontanes Hauptkritik bezieht sich also auf die Unkorrektheit des historischen Hintegrundes, durch den die ganze Geschichte an Glaubwürdigkeit verliere und den selbstsüchtigen Charakter des Prinzen der keinen patriotischen Helden darstelle. Er kristisiert zwar das Drama und den Umgang mit historischen Stoffen, führt aber auch positive Aspekte über den Autor auf, da dieser deutliches Talent habe. Jedoch scheint Fonatne größtenteils enttäuscht und unzufrieden mit der Aufführung des Stückes zu sein und möchte Lesern dieser Rezension, wahrscheinlich eher der gebildeten Schicht, verdeutlichen was ihm an diesem Stück missfalle und wieso er enttäuscht ist und keine Empfehlung geben kann.

2. Fontanes Kritik an der Fehlerhaftigkeit der Darstellung des historischen Hintergrundes ist verständlich, da der Kurfürst als Repräsentant des absolutischtischen Staats- und Rechtssystems keinem Untertan die freie Entscheidung über sein Leben geben würde, wo dieser doch durch sein Ungehorsam die Schlacht gefährdet hat. Kleist jedoch konzentriert sich in seiner Darstellung mehr auf das Verhältnis des Einzelnen zum Staat, es sollen Probleme jedes Einzelnen mit der Regierung und dem System was zu Kleists Zeit durch Napoleon errichtet wurde aufgezeigt werden. Es betrifft also nicht wirklich die Zeit des Kurfürstentums. Der Prinz soll eine Figur aufzeigen, die sich gegen die herrschenden Bedingungen durchsetzt und versucht sein Begehr und seine Träume in Erfüllung zu bringen, was ihm zunächst schwer fällt, dessen Erfüllung er im Endeffekt jedoch erreicht. Daher kann man das Drama, nicht wie Fonatne nur aus dem geschichtlichen Hintergrund der damaligen Zeit sehen, sondern eher mit dem Leben und der Zeit von Heinrich Kleist in Verbindung bringen.
Natürlich ist das Stück auch als eine patriotische Verherrlichung des Soldatentums anzusehen, da der Prinz als Held dargestellt wird, obwohl er gegen die Vorschriften gehandelt hat. Der Kurfürst lehrt den Prinzen jedoch die Tugendhaftigkeit und ist somit wie ein großer Beschützer und oberer Herr der seinem Volk und Untertanen hilft. Diese Auslegung wirkt positiv und verherrlicht das Staatssystem, da die Oberen so gnädig und so gescheit seien und die Untertanen so tugendhaft und lehrbereit, dass sie sich immer entschließen im Endeffekt doch das Richtige zu tun. Der Kurfürst wird oft als eigentlicher Hauptcharakter bezeichnet, da er das ganze Geschehen lenke.
Das Drama kann aber auch von verschiedenen Epochen aus betrachtet werden. Es hat Züge der Romantik, wie auch noch der Klassik. Wie die die Vorstellung vom gerechten und milden Herrscher, dargestellt durch den Kurfürsten. Aber auch die Selbsverwirklichung des Prinzen durch seine Entscheidung zum moralisch richtigen und damit die Darstellung des Heldentums. Im Endeffekt auch der Glaube an das Schöne und Gute im Menschen.
Gleichzeitig wird aber auch eine Betonung auf das Innere und der Gefühlsseite des Menschen gelegt. Der Prinz z.Bsp. ist verzweifelt und zeigt seine Todesfurcht offen. Wo Fonatane hier Schwäche sah, versuchte Kleist vielleicht nur wirklich das menschliche darzustellen, welches auch in einem Kriegsoberst wiederzufinden ist. Der Traum kennzeichnet besonders die romantischen Elemente im Drama, was eine Vorliebe war in dieser Epoche, denn das Unbewusste wurde angesprochen, welches Fontane bei dem Prinzen vielleicht als Fauhlheit und Unachtsamkeit angesehen hat.
In der Epoche der Moderne veränderte sich die Interpretationsweise erneut. Im Prinzen wird eine Abgezehrtheit erkannt. Die Unsicherheit sich in seiner Welt zurecht zu finden. Der Prinz versucht sich als Individuum durch neue Ausdrucksformen zu verwirklichen. Die Träume sollen die Krise die er mit der Gesellschaft hat widerspiegeln und Homburg verliert sich in dieser Welt und seine Erwartungen werden nicht erfüllt.
Das Drama lässt sich also vielfältig interpretieren und es erweist sich jedes Mal ein neues Bild vom Prinzen, je nachdem welche Hintergründe man hat und aus welcher Epoche man das Drama betrachtet. Fontane liegt also nicht falsch aber auch nicht richtig mit seiner negativen Deutung vom Charakter des Prinzen, aber sie ist nur für ihn völlig ersichtlich und auch für andere, wenn diese sich als Kriterium für die Interpretation die geschichtlichen Hintergünde aussuchen. Jedoch kann der Prinz mehrere Behauptungen erfüllen, da die Epoche meistens ein Bild von ihm schaffen kann.
Die Interpretation des Dramas und des Charakterbildes des Prinzen von Homburg ist also von der jeweiligen Epoche und den ausgesuchten historischen Hintergründen abhängig.
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Analyse zu der Rezension Fontanes zu dem Stück Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich Kleist (1725 Wörter)
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