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Facharbeit: Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker - Fokus Möbius

Alles zu Friedrich Dürrenmatt  - Die Physiker

Friedrich Dürrenmatt - Die Physiker


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
2. Zielsetzung Möbius`
3. Das Scheitern Möbius` an seinen persönlichen Fehlern
3.1 Mangel an Vertrauen in die Gesellschaft
3.2 Rücksichtslosigkeit gegenüber seinem familiären Umfeld
3.3 Missachten des ethischen Grundsatzes: Recht auf Leben
4. Möbius` Problem mit der gesellschaftlichen Realität
4.1 Ablehnen von Ruhm und Ansehen
4.2 Auseinandersetzung mit der politischen Einflussnahme
der Regierung auf die Wissenschaft
4.3 Scheitern an der Dominanz von Geld und Macht
5. Die Funktion des Zufalls
6. Konsequenzen und Schlussfolgerungen Dürrenmatts
7. Schlussbemerkung
8. Literaturverzeichnis
9. Erklärung

1. Einleitung

Das Leben verlangt von jedem Einzelnen Verantwortung zu zeigen und darüber hinaus auch verantwortlich zu handeln. In welchem Ausmaß, das hat jeder für sich, in jeder Lebenssituation selbst zu entscheiden.
Dürrenmatt schrieb 1961 eine Komödie, „Die Physiker“, die genau dieses Thema behandelt: - die Verantwortung gegenüber sich selbst und der Gesellschaft -. Er erschuf einen Wissenschaftler, der mit dem Versuch verantwortlich zu handeln viele Hürden auf sich nimmt und – wie in dieser Arbeit gezeigt wird - letztendlich scheitert.
Dieses Werk wird heute noch sehr gerne aufgeführt, weil es seine Aktualität nicht verloren hat. In diesem Stück geht es um die Gefährdung der Menschheit durch die Forschungsergebnisse der Naturwissenschaften, die sowohl damals, nach dem 2. Weltkrieg, wie auch heute seinen Bezug nicht verloren hat. Heute, zum Beispiel im Bereich der Genforschung, stellt sich die Frage der Verantwortung jeden Tag. Deshalb ist der Hintergrund dieses Stückes für mich von großem Wert.
Möbius, ein begnadeter Wissenschaftler, lebt seit 15 Jahren in einem Irrenhaus und hat nur das eine im Sinn: Seine Erfindung der „Weltformel“ vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Wie er dabei vorgeht und an welchen Fehlern und Problemen er schließlich scheitert zeigt diese Arbeit.
So lautet die Arbeitshypothese dieser Seminararbeit: Möbius scheitert mit seinem Versuch als Wissenschaftler verantwortlich zu handeln sowohl an seinen persönlichen Fehlern als auch an der gesellschaftlichen Realität.
Als erstes werden die Ziele von Möbius dargelegt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit seinen persönlichen Fehlern, der Dritte führt die Probleme auf, die Möbius mit der gesellschaftlichen Realität hat.
Der Zufall ist in diesem Stück ein erheblicher Gedanke der aufgegriffen wird. Letzten Endes werden die Konsequenzen und Schlussbemerkungen von Dürrenmatt ausgewertet und auf das Stück bezogen.

2. Zielsetzung Möbius`

Als erstes gilt zu untersuchen, die Ziele von Möbius aufzuzeigen, um das Scheitern des verantwortungsbewussten Wissenschaftlers sowohl an persönlichen Fehlern als auch im Besonderen an der gesellschaftlichen Realität zu begründen und Argumente darzulegen weshalb er -ungewöhnlich für einen Wissenschaftler- mit seinen Erforschungen nicht an die Öffentlichkeit geht.
Möbius hat eine Entdeckung gemacht die seines Erachtens für die Menschheit nur Schreckliches hervor ruft und will diese „Weltformel“ der Öffentlichkeit vorenthalten. „Neue unvorstellbare Energien würden freigesetzt und eine Technik ermöglicht, die jeder Phantasie spottet, falls meine Untersuchung in die Hände der Menschen fiele.“ Er erkennt die Gefahr, die ein Wissenschaftler hervorruft, wenn er eine solche Formel preisgibt.
Möbius weiß, dass die Folgen seines Denkens für die Menschheit verheerend sein könnten. (..) Er ist nicht bereit, seine Forschung in den Dienst der Menschheitsvernichtung zu stellen.“ Nach seinem Ertrachten handelt er verantwortungsbewusst.
Möbius ist von Anfang an Moralist und sich seiner Verantwortung für die Menschheit bewusst.“ Aufgrund dieser moralischen Verpflichtung der Menschheit gegenüber wählt Möbius die Narrenkappe und lässt sich in ein Irrenhaus sperren.
Er hat Angst vor der gesellschaftlichen Realität „Da ziehe ich mein Irrenhaus vor. Es gibt mir wenigstens die Sicherheit, von Politikern nicht ausgenützt zu werden.“ und handelt seines Erachtens vernünftig, indem er sein Wissen zurücknimmt, da es keine andere Lösung gibt.
Dies ist aber nicht genug für Möbius, trotz alle dem studiert er an seiner Weltformel im Irrenhaus weiter, verbrennt schließlich jedoch die Manuskripte um sicher zu gehen, dass sie in keine falschen Hände geraten.

3. Das Scheitern Möbius` an seinen persönlichen Fehlern

Möbius teilt das Streben der Wissenschaftler, Formeln bis zum Ende auszuarbeiten. In seinem Fall erweist sich dies aber als persönlichen Fehler, da er schon früh erkannte, dass die Formel nur Unheil bringen würde. Eine konsequente Vernichtung seiner Aufzeichnung schiebt er auf, denn: „Es war meine Pflicht, die Auswirkungen zu studieren, die meine Feldtheorie und meine Gravitationslehre haben würden.“
Lieber geht er ins Irrenhaus und arbeitet an der Weltformel weiter, ohne zu wissen, dass er dabei beobachtet wird und seine Manuskripte über Jahre hinweg von der Leiterin des Irrenhauses kopiert werden.
Er setzt also sein persönliches Streben nach der Kenntnis der Weltformel über das Allgemeinwohl.

3.1 Mangel an Vertrauen in die Gesellschaft
Ein weiterer persönlicher Fehler von Möbius ist sein Mangel an Vertrauen in die Gesellschaft.
Er will der Gesellschaft nicht ohne Weiteres eine Formel präsentieren, die den Niedergang der Menschheit zur Folge haben könnte: „Was die Welt mit den Waffen anrichtet, die sie schon besitzt, wissen wir, was sie mit jenen anrichten würde, die ich ermögliche, können wir uns denken.“
Er weiß genau, dass die Gesellschaft seine Formel ausnutzen könnte und an weitere Folgen keinen Gedanken verschwendet: „(…) der Umsturz unserer Wissenschaft und das Zusammenbrechen des wirtschaftlichen Gefüges wären die Folgen gewesen.“
Aus Sorge um die Zukunft der Welt verbirgt er sein Wissen, da nur er die Ausmaße seiner Weltformel kennt: „Aber die Menschheit ist noch nicht soweit. (…) Unsere Wissenschaft ist schrecklich geworden, unsere Forschung gefährlich, unsere Erkenntnis tödlich.“
Aus Mangel an Vertrauen in die Gesellschaft also verheimlicht er seine Forschungen, dies aber führt eben zum Missbrauch durch die Ärztin Frau Dr. Zahnd.

3.2 Rücksichtslosigkeit gegenüber seinem familiären Umfeld
„Ich (…) überließ meine Familie ihrem Schicksal.“ Möbius lässt seine Familie bewusst im Stich, um zu vermeiden, dass diese in seine Angelegenheiten mit einbezogen wird. Er „ (…) inszeniert, was zu diesem Zeitpunkt aber weder seine Familie noch Zuschauer wissen, einen Tobsuchtsanfall (…).“ Nach diesem Ausbruch kann Möbius sich sicher sein, dass seine Familie ihn nie wieder sehen möchte. Er spielt den „Wahnsinnigen“, um von seiner Familie für immer Abschied zu nehmen zu können und diese dadurch zu schützen: „Packt euch fort! Schleunigst! Nach den Marianen! (…) Schiebt ab! Für immer! Nach dem stillen Ozean!“
In seinen Augen handelt Möbius richtig, denn seine Familie kann ihn nun mit gutem Gewissen vergessen.
Was Möbius dabei nicht beachtet, ist die Tatsache, dass er seine Familie unter der endgültigen Trennung leidet. Dies ist ein extrem hoher Preis der gezahlt wird, um im Dienste der Wissenschaft zu handeln.

3.3 Missachten des ethischen Grundsatzes: Recht auf Leben
Sein schlimmster persönlicher Fehler ist aber, dass Möbius auch vor Mord nicht zurückschreckt. Er versucht jedoch diese Tat zu rechtfertigen: „Ich habe getötet, damit nicht ein noch schrecklicheres Morden anhebe.“
Schwester Monika, die Möbius liebt, lässt ihn wissen, dass sie über seine Forschungen Bescheid weiß: „Ich weiß einfach, dass Sie nicht krank sind.“ Sie will ihn wieder in die Welt hinausführen und glaubt an seine Forschungen. Deshalb macht sie ihm das Angebot, die Irrenanstalt zu verlassen und seine Arbeit zu veröffentlichen: „Du bist auserwählt. (…) Nun hast du den Weg zu gehen, den das Wunder befiehlt, unbeirrbar (…). Aber er führt aus dieser Anstalt. Johann Wilhelm, er führt in die Öffentlichkeit, (…).“
Diese Aussage wird zu Schwester Monikas Todesurteil, denn: „Möbius ermordet Schwester Monika, um seine Entlassung und damit die Umsetzung seiner Erkenntnisse in die Praxis und deren Missbrauch zu vermeiden. Er will verhindern, dass seine wissenschaftlichen Erkenntnisse Mittel zu Verbrechen an der Menschheit werden. Aber er wird durch diese Mittel selbst zu einer Art Verbrecher.“
Die Verletzung des Rechts auf Leben ist eine unangemessene Maßnahme, die Möbius ergreift, um die Gesellschaft zu schützen. Er übersieht dabei, dass niemand über fremdes Leben entscheiden darf.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Möbius persönlich als doppelt gescheitert gesehen werden kann: Seine Strategie zur Rettung der Welt scheitert und als Mensch versagt er moralisch. Denn einen Mord im Sinne einer Wissenschaft zu rechtfertigen, ist moralisch nicht vertretbar. „In der Anlage der zentralen Komödiengestalt findet sich ein auffallend harter Gegensatz zwischen dem moralischen Versagen im familiären und persönlichen Lebensbereich gegenüber dem hohen moralischen Anspruch des Wissenschaftlers. Nicht nur, dass die Familie (…) Entbehrungen auf sich zu nehmen hat, belegt diesen Sachverhalt. Schwerer noch wiegt die Mordtat an Schwester Monika.“

4. Möbius` Problem mit der gesellschaftlichen Realität

Im zweiten Teil dieser Arbeit geht es vor allen Dingen um Möbius` Scheitern an der gesellschaftlichen Realität. Denn die Gesellschaft ist nicht bereit auf die Forschungen des begnadeten Wissenschaftlers zu verzichten. So gibt es in seiner Umgebung Menschen, die ihm die Geheimhaltung seiner Arbeit nicht erleichtern und ihn letztendlich sogar scheitern lassen. In diesem Zusammenhang spielt der Zufall eine sehr große Rolle.

4.1 Ablehnen von Ruhm und Ansehen
Möbius ist sich bewusst, dass er mit seiner Entdeckung in der Öffentlichkeit Ruhm und Ansehen ernten würde, lehnt jedoch diese Form von Anerkennung ab. Er will frei von gesellschaftlichen Zwängen sein, dies ist im wichtiger als Geld und Macht: „Nur im Irrenhaus sind wir noch frei. Nur im Irrenhaus dürfen wir noch denken. In der Freiheit sind unsere Gedanken Sprengstoff.“
Um ethisch das Richtige zu tun, veröffentlicht Möbius seine Arbeit nicht: „Ich war arm. Ich besaß eine Frau und drei Kinder. An der Universität winkte Ruhm, in der Industrie Geld. Beide Wege waren zu gefährlich. Ich hätte meine Arbeiten veröffentlichen müssen, (…). Die Verantwortung zwang mir einen anderen Weg auf. Ich ließ meine akademische Karriere fahren, die Industrie fallen (…).“
Sein persönlicher Verzicht auf Ehre ist sein Preis für die Rettung der Welt. Er fühlt sich als Wissenschaftler von den Erwartungen der Gesellschaft missbraucht.

Dürrenmatt erklärt genau, warum sich Möbius dem Ruhm und Ansehen entzogen hat:
„Wissen kann zur Macht werden, aber nur in den Händen der schon Mächtigen. Solange Wissen abstrakte Formeln bleibt und nicht praktisch angewandt wird, ist es nicht lebensgefährlich. Wissenschaftliche Erkenntnisse verlangen nach ihrer technischen Auswertung. Diese Entwicklung ist für Dürrenmatt unvermeidbar. Die Zurücknahme des Wissens unmöglich. Der Wissenschaftler hat in dieser Welt keine Macht, er fühlt sich übergangen. Auf das von ihm gewonnene Wissen hat er keinen Einfluss. Ihm bleibt nur die Resignation mitten in einer absurden und ungerechten Welt.“
Somit ist verständlich, warum Möbius sich zu diesem Weg entschieden hat: Er hätte nach einer Veröffentlichung der Weltformel keinen Einfluss mehr darauf, wie mit ihr umgegangen wird.

4.2 Auseinandersetzung mit der politischen Einflussnahme der Regierung auf die Wissenschaft
Möbius hat auch mit zwei Geheimagenten zu kämpfen, die sich in das Irrenhaus eingeschlichen haben, um an die Formel heranzukommen. Sie wollen ihn davon überzeugen, sich ihrer jeweiligen Regierung anzuschließen und seine Errungenschaft preiszugeben: „Sie haben die Pflicht, die Türe auch uns aufzuschließen, den Nicht-Genialen. Kommen Sie mit mir, in einem Jahr stecken wir Sie in einen Frack, transportieren Sie nach Stockholm, und Sie erhalten den Nobelpreis.“
Möbius lässt sich jedoch nicht beirren und geht auf keines der Angebote ein: „Merkwürdig. Jeder preist mir eine andere Theorie an, doch die Realität, die man mir bietet, ist dieselbe: ein Gefängnis. Da ziehe ich mein Irrenhaus vor.“
Um nicht in Gefahr zu laufen, schließlich an der Geschwätzigkeit der Geheimagenten zu scheitern, überredet Möbius sie, für immer in der Anstalt zu bleiben: „Entweder bleiben wir im Irrenhaus, oder die Welt wird eines. Entweder löschen wir uns im Gedächtnis der Menschen aus, oder die Menschheit erlischt.“
Somit meint er sicher zu gehen, dass die Erkenntnis über die Weltformel in der Anstalt bleibt.
Obwohl Möbius freiwillig im Irrenhaus lebt, um die Formel vor der Welt zu verstecken, folgen ihm die Geheimagenten, die an sein Wissen heran kommen wollen. Seine Flucht ist also sinnlos.

4.3 Scheitern an der Dominanz von Geld und Macht
Doch alle Bemühungen, die Öffentlichkeit vor der Weltformel zu bewahren, - der Mord, das Verlassen der Familie, Verzicht auf Ruhm und Ansehen und das Leben in einem Irrenhaus -, scheitern an der Geld- und Machtgier einer Person: Frau Dr. Mathilde von Zahnd, die Leiterin des Irrenhauses.
Sie ist es, die zuletzt Möbius nach all seinen Anstrengungen scheitern lässt. Sie manipuliert ihn nach ihren Vorstellungen: „Ich konnte mit ihm tun, was ich wollte. Ich betäubte ihn, jahrelang, immer wieder, und photokopierte die Aufzeichnungen Salomos, bis ich auch die letzten Seiten besaß.“
Sie kopiert ohne sein Wissen das Manuskript, das die Weltformel enthält. Ihr Verlangen nach Geld und Macht treibt sie dazu, die Dokumente zu missbrauchen und öffentlich zu benutzen: „Dann gründete ich Riesenwerke, erstand eine Fabrik um die andere und baute einen mächtigen Trust auf. Ich werde das System aller möglichen Erfindungen auswerten, meine Herren.“
Sie strebt selbst die Weltherrschaft an: „Nun werde ich mächtiger sein als meine Väter. Mein Trust wird herrschen, die Länder, die Kontinente erobern, das Sonnensystem ausbeuten, nach den Andromedanebel fahren.“
Das Scheitern des Wissenschaftlers Möbius an der gesellschaftlichen Realität wird vor allem durch die Irrenärztin symbolisiert, die die negativen Seiten der Menschheit verkörpert.

5. Die Funktion des Zufalls

„Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam einzusetzen.“ Gemäß dieser Forderung besteht das Groteske der Handlung darin, dass Möbius auf der Suche nach Sicherheit zufällig zu der Ärztin kommt, die willens und in der Lage ist, seine Pläne zu hintertreiben.
Denn der Zufall will es, dass diese Frau Dr. Zahnd geisteskrank ist und die Naivität von Möbius ausnutzt, um an die Weltformel zu gelangen. Im Punkt 8 der 21 Punkte zu den Physikern betont der Autor:„Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer mag sie der Zufall treffen“ Folglich ist Möbius zu planmäßig vorgegangen, er hat keine Alternativen durchdacht.
„Nennen Sie es Zufall oder nennen Sie es Schicksal. Möbius nimmt den falschen Weg: Er wählt das falsche Irrenhaus, in dem die Leiterin ebenfalls verrückt ist. Hätte er ein anderes gewählt, wäre das Ganze nicht passiert.“ Dürrenmatt lässt Möbius letztendlich durch diesen Zufall scheitern.
„Die Katastrophe konnte nur entstehen, weil Möbius in einer Welt alleine steht, die auf Ausbeutung seiner Erfindung bedacht ist. Erst durch diese Gesamtsituation gewinnt der an und für sich läppische Zufall seine schicksalhafte Bedeutung.“

6. Konsequenzen und Schlussfolgerungen Dürrenmatts

Wie auch bei anderen seiner Dramen fügt Dürrenmatt zum besseren Verständnis einige Thesen an. Diese 21 Punkte zu den Physikern beleuchten die Konsequenzen und Schlussfolgerungen Dürrenmatts genauer.
In seiner zweiten und vierten These: „Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.“ und „Die schlimmstmögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.“ betont Dürrenmatt die Bedeutung des Zufalls für die Handlung und deren groteske Wendung zum schlimmstmöglichen Ende. Der Autor will das Publikum aufrütteln und zum Nachdenken bringen, es soll vor den möglichen Konsequenzen der naturwissenschaftlichen Forschungen gewarnt werden. Dabei erwähnt er bewusst keine speziellen Forschungsgebiete. Auch heute, 42 Jahre nach der Entstehung des Dramas ist die Diskussion um ethische Probleme in der Wissenschaft noch immer aktuell. Das Werk ist somit noch immer aktuell und realistisch.
„Der Inhalt der Physiker geht die Physiker an, die Auswirkung alle Menschen“ zeigt, mit welch einer Ernsthaftigkeit diese Komödie an den Rest der Welt appelliert. Nicht nur die Wissenschaftler haben Verantwortung zu tragen, sondern auch die, die aus der Wissenschaft einen Nutzen ziehen, somit die restliche Menschheit.
Nicht nur die Wissenschaftler müssen für die Auswirkungen ihrer Forschungen verantwortlich gemacht werden: „Was alle angeht, können nur alle lösen.“ (17. These). Hier ist jedes Individuum gefragt, bei Problemen, die jeden etwas angehen, nicht den Schuldigen zu suchen, sondern Verantwortung zu beweisen.
Dürrenmatt rechtfertigt das Scheitern von Möbius in seiner 18. These: „Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.“ Möbius versagt bei seinem Versuch die Weltformel für sich zu behalten, weil sie die ganze Menschheit betrifft. Er hat weder das Recht, noch die Fähigkeit, als Einzelner zu entscheiden, was mit der Weltformel geschehen soll. Um seiner Verantwortung als Wissenschaftler zu genügen, hätte er rechtzeitig, mit der Erkenntnis der Gefährlichkeit seiner Forschung, diese beenden müssen. Sein Scheitern ist also eine Folge seiner Überheblichkeit, die Verantwortung alleine tragen zu können. Er hat den Zufall nicht einkalkuliert.

7. Schlussbemerkung

Möbius scheitert an seinem Versuch als Wissenschaftler zu handeln sowohl an seinen persönlichen Fehlern als auch an der gesellschaftlichen Realität. Persönlich hat er sehr viel einbüßen müssen, das ihm aber im Hinblick auf die Realität nicht sehr viel gebracht hat. Selbst im Irrenhaus war er vor der Öffentlichkeit nicht sicher.
Letztendlich entscheidet „nur“ der Zufall über die Zukunft von Möbius und seiner Weltformel. Er konnte nicht ahnen, mit welcher Geldgier und Konsequenz die Leiterin seine Formel missbraucht und als er dies merkt, ist es schon zu spät. All seine Bemühungen waren somit umsonst.
Dürrenmatt lässt offensichtlich das Stück in einem Irrenhaus spielen und gleichzeitig die Leiterin selbst als verrückt erscheinen, weil der auf die Problematik des verantwortungsbewussten Wissenschaftlers keine Lösung zeigen möchte, sondern die Angelegenheit den richtigen Weg zu finden dem Leser selbst überlässt.
Diese Komödie verdeutlicht den Spalt der Wissenschaftler zwischen Verantwortung und Ruhm und Ansehen von der negativen Seite.
Der Leser wird angeregt das Thema Wissenschaft von einer anderen Seite zu betrachten, nicht nur die Erfolge, sondern auch die Misserfolge ernst zu nehmen.
Das Drama „Die Physiker“ wird oft mit „Leben des Galilei“ von Berthold Brecht verglichen, in dem es ebenfalls um einen verantwortungsbewussten Wissenschaftler geht, der seine Theorie zwar veröffentlicht, jedoch nach Aufforderung der Gesellschaft diese widerruft. Dies könnte ein Anstoß auf eine neue Arbeit sein.
Man könnte beide Werke miteinander vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede festhalten und aufklären, ob Galilei genau so scheitern muss wie Möbius.

8. Literaturverzeichnis


Primärliteratur:
Dürrenmatt, Friedrich: Die Physiker. Zürich, 1998

Sekundärliteratur:
Eisenbeis, Manfred: Lektürenhilfen. Friedrich Dürrenmatt. Die Physiker, Stuttgart. 20039

Matzkowski, Bernd: Königs Erläuterungen und Materialien. F. Dürrenmatt. Die Physiker, Hollfeld. 20043

Muhres, Michael: Dürrenmatts Begriff der Verantwortung. Disseration, Frankfurt. 1974
Inhalt
Seminararbeit über den verantwortungsbewussten Wissenschaftler Möbius und sein Scheitern an persönlichen Fehlern und an der gesellschaftlichen Realität.

1. Einleitung
2. Zielsetzung Möbius`
3. Das Scheitern Möbius` an seinen persönlichen Fehlern
3.1 Mangel an Vertrauen in die Gesellschaft
3.2 Rücksichtslosigkeit gegenüber seinem familiären Umfeld
3.3 Missachten des ethischen Grundsatzes: Recht auf Leben
4. Möbius` Problem mit der gesellschaftlichen Realität
5. Die Funktion des Zufalls
6. Konsequenzen und Schlussfolgerungen Dürrenmatts
7. Schlussbemerkung
8. Literaturverzeichnis
9. Erklärung (3195 Wörter)
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